USA 2001 · 96 min. · FSK: ab 0 Regie: Robert Luketic Drehbuch: Karen McCullah, Kirsten Smith Kamera: Anthony B. Richmond Darsteller: Reese Witherspoon, Luke Wilson, Selma Blair, Matthew Davis u.a. |
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Reese Witherspoon |
Nomen est omen: Elle scheint ein fleischgewordener Blondinenwitz zu sein: In pinkem Barbieoutfit und viel zu hohen Schuhen stackselt die natürlich blondmähnige 18jährige durch ihre kalifornische Heimat, einen kleinen Wauwau an der Seite und im Kopf nur ihren muskulösen Boyfriend – verbunden mit der Frage, wann er ihr denn nun endlich einen Antrag machen wird. Der Sohn aus reicher Familie entpuppt sich allerdings als gar berechnend: Die schrille Elle passt nicht in seine Karrierepläne, eiskalt hat er sich mit ihr eine schöne Zeit gemacht, nur um alsbald in die Eliteschmiede der Harvard Law School zu verschwinden – und wer mit 30 Jahren Senator sein möchte, braucht »eine Kennedy, keine Monroe.« Doch Elle gibt sich nicht geschlagen, sondern bewirbt sich, so treu wie doof ebenfalls in Harvard, um sich den Schnösel zurückzuerobern.
Robert Luketics so professionelle wie glatte Komödie Natürlich blond! (ohne den Doppelsinn des US-Titels Legally Blonde, der auf Elles Studium anspielt) ist so etwas wie die Rache Kaliforniens an der Ostküste. Nachdem Hollywoods Filmindustrie schon in Dutzenden von Katastrophenszenarien die dortigen Städte imaginär in Schutt und Asche legte – was gerade für ein paar Monate etwas aus der Mode kommt –, zielt man hier mit ähnlicher Wucht auf die Werte der vergleichsweise europäischen, bürgerlichen Verhältnisse zwischen Washington und Boston. Natürlich blond! bedient alle bekannten Vorurteile, nach denen die US-Nobeluni Harvard als arrogant, elitär und partiell korrupt verschrien ist. Das ist so richtig, wie es stimmt, dass manche Kalifornier neureich sind, und es gewiß blonde Frauen gibt, die tatsächlich dumm sind.
In seiner plumpen Verallgemeinerung, und den undifferenzierten Klischees, die Natürlich blond! mit mäßigem Witz reproduziert, ist dieses Vorurteil aber vor allem ärgerlich. Zudem wird es dort zur Ideologie, wo der Film suggeriert, dass jeder Naivling, solang er nur eine gute Seele in sich birgt, vom Leben am Ende doch belohnt wird. Im Effekt bestreitet Natürlich blond! nicht nur den Wert von Bildung und Wissen, und unterstellt, dass sich in Harvard sowieso nur wenig Vernünftiges lernen lässt, der Film bestätigt zudem alle Spießbürger-Affekte gegen das vermeintlich »Elitäre«, »Komplizierte«, das vielleicht aber nur ein bisschen anstrengender und differenzierter ist.
Indem Luketic dies überdies noch als pseudo-feministische Emanzipationsgeschichte des blonden Mädchens, zur cleveren (und immer noch blonden) Juristin wird, verpackt, werkelt er am längst abgetragenen Mythos, jeder könne alles erreichen, solange er nur fest genug dafür arbeite. Das ist weniger American Dream, als Thatcherismus pur.