USA 1998 · 105 min. · FSK: ab 16 Regie: Don Roos Drehbuch: Don Roos Kamera: Hubert Taczanowski Darsteller: Christina Ricci, Martin Donovan, Lisa Kudrow, Lyle Lovett u.a. |
»Jede gute Komödie ist auch eine Tragödie« – was bei Thomas Bernhard im Theater gilt, löst auch dieser clevere Film aus den USA ein: Er erzählt von Deedee (Christina Ricci) und ihrer Familie. Daß sie ein ziemliches Biest ist, machen schon die ersten Sekunden klar. Wie Deedee sich auf die Beerdigung ihres Vaters vorbereitet, wie sie sich am Grab mit ihrer Mutter prügelt, wie sie aus ihrem Leben erzählt, das zeigt eine junge Frau, die für ihre Mitmenschen als soziales Dynamit wirkt.
Deedee ist in Don Roos' Erstling Erählerin und Hauptfigur in einem, zugleich ist sie auch die große Outsiderin unter dem Filmpersonal. Denn keiner mag diese kleine Schlampe vom Land, erst recht nicht, nachdem sie sich an den Freund ihres schwulen Bruders 'ranschmeißt, und den unbedarften Schönling binnen Tagen nicht nur »umdreht«, sondern auch zum Kindsvater macht.
Dies ist die Konstellation, der flotten, boshaften Komödie The Opposite of Sex: Erst wird die heile schwule Provinzwelt durcheinandergebracht, im Folgenden geht es darum, wieder eine Art harmonische Ordnung herzustellen. Bis dahin nimmt die Story viele turbulente Wendungen, vor allem fallen viele, oft ziemlich 'politisch inkorrekte' Bemerkungen über die Irrungen und Wirrungen des menschlichen Zusammenlebens. In Screwball-Manier lebt der Film in erster Linie von seiner Sprache, den frechen Dialogen und dem herrlichen Sarkasmus seiner Erzählerin: »Ich habe kein Herz aus Gold, und ich werde auch keines bekommen. Aber ganz ruhig. Es gibt noch eine Menge netterer Leute hier – wir nennen sie Loser«.
Was diesen Film zu etwas Besonderem macht, ist, daß er keine seichte Hollywood-Soße à la Notting Hill ist, sondern tatsächlich etwas mit unser aller Leben zu tun hat. Gut abgewogen wird zwischen – manchmal auch platten – Witzen, und jenen Momenten, in denen sich die abgründigen Seiten der Figuren und ihre Gefühle offenbaren.
So zeigt der Film die Absurditäten unseres alltäglichen
Beziehungslebens, entlarvt und veralbert die brave Biedermann-Moral in uns allen, ohne dabei die Zuschauer erziehen zu wollen.
Erzogen wird allenfalls die Hauptfigur. Denn am Schluß wird selbst diese Rebellin gegen alle bürgerlichen Tugenden gezähmt und ganz brav in den Schoß der Familie heimgeführt. Trotzdem ist The Opposite of Sex ist keine brave »romantic comedy«, sondern eine richtige Komödie!