Australien 1997 · 132 min. · FSK: ab 6 Regie: Gillian Armstrong Drehbuchvorlage: Peter Carey Drehbuch: Laura Jones Kamera: Geoffrey Simpson Darsteller: Ralph Fiennes, Cate Blanchett, Ciarán Hinds, Tom Wilkinson, Richard Roxburgh u.a. |
Puritaner haben Probleme, die normale Menschen nicht haben. Erst recht wenn sie Priester sind. Sie glauben, daß Vergnügen und Genuß etwas Böses sind, was wir Normalos letztlich überhaupt nicht nachempfinden können. Darum meint man dann, Priester seien irgendwie etwas Besonderes, oder man hält sie einfach für Deppen. Wer zur zweiten Gruppe gehört, dürfte wiederum mit Oscar und Lucinda seine Probleme haben.
Es handelt sich um die Verfilmung des gleichnahmigen postmodernen, also geschwätzigen Romans des Australiers Peter Carey um ein spielbesessenes, sonst aber ungleiches Paar. Oscar (Ralph Fiennes, der sich mehr und mehr zu einem Spezialisten für skurille, also kommunikationsunfähige Schmerzensmänner entwickelt) ist als Kind zu oft geschlagen worden, und bekam nie irgendeinen leckeren Nachtisch, weil sein pfäffischer Vater das für Sünde hielt. Darum ist auch Oscar Priester geworden. Offenbar um trotzdem noch ein wenig Spaß im kargen keuschen Priesterleben zu haben, oder um seine Schuldkomplexe zu kurieren, vielleicht aber auch nur, damit die Geschichte nicht sterbenslangweilig sondern irgendwie, äh... hochpoetisch wird, ist Oscar auch spielsüchtig. Und dabei verliebt er sich dann in die ebenfalls spielsüchtige Lucinda. Weil die einer anderen Klasse angehört, weil Oscar Priester ist, und vor allem weil das alles im 19.Jahrhundert spielt, wird die Love Story komplizierter, als sie sein müßte. Dies ist auch der Grund, warum es sich nicht um eine Komödie handelt.
Die Regie ist der Grund, warum es als Tragödie auch nicht funktioniert. Denn Gillian Armstrong nimmt das, was als spaßiger, leichter und temporeicher Film vielleicht noch ansehnlich gewesen wäre, viel ernster als nötig. Man könnte die skurilen Menschen in den Mittelpunkt stellen, wobei dies immer der Gefahr unterliegt, Skurilität als solche schon für den Inhalt zu nehmen. Oder man könnte von sozialen Konflikten erzählen, von historischen Verhältnissen, oder von Lust und Leiden eines Spielsüchtigen. Weil Gillian Armstrong alles dies auf einmal tun möchte, macht sie nichts richtig. Bombastisch bläst die Regisseurin den Roman zu einem langweiligen Outback-Fitzcarraldo auf, was sie wahrscheinlich für »magischen Realismus« hält. Originell, originell... Poetisch rauschen die australischen Bäche, Ruhe und Stille sollen wohl stimmungsvoll sein, und ein nervtötend allwissender Erzähler sagt immer genau das, was man gerade sieht – wie das halt so ist, bei schlechten Literaturverfilmungen.