Großbritannien/F/CDN 2014 · 95 min. · FSK: ab 0 Regie: Paul King Drehbuch: Paul King Kamera: Erik Wilson Darsteller: Hugh Bonneville, Nicole Kidman, Sally Hawkins, Julie Walters, Peter Capaldi u.a. |
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Paddington ist angekommen |
Besser hätte es ein Filmstart nicht treffen können. Mehr noch der Filmstart eines klassischen Winter-Familienfilms. Nicht nur ist die Konkurrenz dünn gesät bzw. floppt spektakulär wie Nachts im Museum, nein, auch das Wetter spielt mit. Es ist warm in Zentraleuropa, also auch in Deutschland. Und, was keiner so richtig erwartet hätte, gibt es nun auch noch diese leidige politische Komponente um die Pegida-Demonstrationen, die Paddington zum schlichtweg idealen Familienfilm für diese Wintersaison machen.
Paddington erzählt die alterklassenübergreifende Geschichte eines peruanischen Bärenkindes, dass auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit nach London reist, um eine neue Heimat zu finden. Doch Paddington passiert, was jedem Migranten passiert, der nach Europa kommt – er hat Probleme. Nicht nur ist in seiner temporären Gastfamilie alles anders als im peruanischen Urwald, auch die Vergangenheit seiner Großeltern, der er nachspürt, bereitet Überraschungen. Und dann ist da noch die alles andere überschattende Bösartigkeit von Millicient (Nicole Kidman), die ihn nicht leben lassen will, sondern ihn als ausgestopftes Exponat im British Museum of Nature & History verwahrt haben möchte.
Diese Geschichte wird mit immer wieder liebevollen und überraschenden Brüchen vorangetrieben. Mal sind es völlig überzogene Wahrheiten und Geheimnise britischer Identität, die gelüftet werden, dann wieder überrascht Paddington mit einem Mikroexkurs über die Verschickung von deutsch-jüdischen Kindern während des Zweiten Weltkriegs nach England. Paddington selbst lernt schnell. Und so schnell wie er lernt, desto mehr fasziniert die erstaunliche Integration des computeranimierten Bären in das reale London. Vor allem die mit überbordendem Humor versehenen Szenen in Paddingtons Gastfamilie verblüffen. Nicht nur die schauspielerischen Eskapaden der Kernfamilie (Hugh Bonneville, Sally Hawkins, Samuel Joslin, Madeleine Harris und Julie Walters) berühren durch ihr authentisches Porträt einer Islington- bzw. Glockenbachfamilie, auch die sich wandelnden Prämissen in einer Liebesbeziehung, die sich über Jahre radikal geändert haben, wirken nicht nur komisch, sondern auch zutiefst glaubhaft. Und auch das, was nicht glaubhaft ist, wie das absurde Schneetreiben in London, ist dann doch immerhin ein zutiefst ironisches Abbitte an die Erwartungshaltung, was ein Weihnachtsfamilienfilm lettzendlich zu sein hat.
Der aber wohl interessanteste Aspekt des Films sind seine ironisch, humorvoll und spannend gesetzten Bezüge zur in diesen Tagen mal wieder gängigenen europaweiten Fremdenfeindlichkeit bezüglich Migranten. Was Paddington an Ablehnung erfährt, wird zur zuckersüßen Systemkritik nicht nur an den üblichen Verfahrenstechniken für Migranten, sondern ist vor allem auch leicht verdaulicher Lehrstoff darüber, wie erbärmlich und bizarr oft die Biografien jener sind, die für Pegida auf die Straße gehen oder sich andersweitig gegen Zuwanderung aussprechen.