F/CH/D/FL 2006 · 120 min. · FSK: ab 6 Regie: Gus Van Sant, Isabel Coixet, Wes Craven, Tom Tykwer, Alexander Payne, Gérard Depardieu u.a. Drehbuch: Emmanuel Benbihy u.a. Kamera: Matthieu Poirot-Delpech, David Quesemand, Christopher Doyle u.a. Darsteller: Marianne Faithfull, Steve Buscemi, Li Xin, Juliette Binoche, Fanny Ardant, Gena Rowlands u.a. |
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Geschichten über die Liebe, zum Beispiel |
Ein geniales Spiel aus Gefühl und Zufall, Wahrheit und Lüge. Schon als der blinde junge Mann das Mädchen zum ersten Mal trifft, täuscht er sich: Denn was er für einen Liebesstreit hält, ist nur die Probe für einen Auftritt: Natalie Portman spielt eine junge Schauspielerin, also zumindest ein wenig auch sich selbst. In seinem an Lola rennt erinnernden Stakkato-Stil hat Tom Tykwer einen brillanten kurzen Film über die Liebe gedreht: Besser, als manches lange Werk, stellt er in gerade mal gut zehn Minuten nichts weniger, als das ganze Auf und Ab der Gefühle dar.
»True« ist eine von 18 Episoden des Films Paris, je t'aime. Eine gelungene Kompilation von Kurzfilmen oft bekannter Regisseure. Viele Namen sind berühmt: Die Coen-Brüder sind dabei, die Inderin Gurinder Chadha, der Mexikaner Alfonso Cuarón, Gus Van Sant und Olivier Assayas. Entsprechend international und individuell sind die Perspektiven, die Temperamenten und cineastische Handschriften. Und kaum überraschend gibt es neben enorm starken Episoden auch schwächere oder gar misslungene. Doch die angenehmen Seiten überwiegen.
»Stadt der Liebe«, »Stadt der Kunst«, »Stadt der Mode« etc. – es gibt viele Klischees über Paris. Keines ist ganz falsch und alle werden sie hier in irgendeinem Kurzfilm anzitiert. Einige der Filme sind ganz klar lokalisierbar, portraitieren ein charakteristisches Arrondissement, wie Faubourg Saint Denis, die Tuilerien, Pigalle oder das Quartier Latin. Doch wäre es in diesem Fall trotzdem falsch, wollte man behaupten, der eigentliche Hautdarsteller des Films sei die Metropole selbst.
Paris, je t'aime ist weniger ein Paris-Film, als ein Vergleich und eine Feier der Filmstile. Immer wieder setzen die Filmemacher ganz klare Zeichen ihrer spezifischen Begabungen. Etwa Cuarón, der zehn Minuten lang eine Szene in einer einzigen Kameraeinstellung erzählt und sie dann noch mit einem Überraschungseffekt enden lässt.
Gefeiert werden ebenfalls die Schauspieler: Nick Nolte und Ludovine Sagnier bei Cuaron, Fanny Ardant und Bob Hoskins, Gena Rowlands und Ben Gazzara in Gérard Depardieus Kurzhommage an John Cassavettes, einem der besten Kurzfilme. Manches ist witzig-grotesk wie der eigenwillige Film von Wong Kar-wai-Kameramann Christopher Doyle, in dem Regisseur Barbet Schroeder die Hauptrolle spielt, anderes nachdenklich wie Gurinder Chadhas Liebesgeschichte unter Ungleichen – so wie Paris eine Weltstadt ist, ist dieser gelungene Film eine kurzweilige Reise durchs Weltkino.