Deutschland 2001 · 103 min. · FSK: ab 0 Regie: Rudolf Thome Drehbuch: Rudolf Thome Kamera: Reinhold Vorschneider Darsteller: Hanns Zischler, Cora Frost, Adriana Altaras, Irm Hermann u.a. |
Eine ganz persönliche Männerphantasie: Der zum dritten Mal verheiratete Komponist Adam (Hanns Zischler) lädt mit seiner Frau Eva (Cora Frost) zur Feier seines sechzigjährigen Geburtstages »die sieben wichtigsten Frauen« seines Lebens für eine Woche in sein Haus »Paradiso«. Dazu kommt noch sein Sohn, den er seit zwanzig Jahren nicht gesehen hat, mit Frau und Kindern.
Adam und Eva, Paradies, sieben Tage, Heimkehr des verlorenen Sohnes, eine Schlange kommt auch vor – die Bibel-Metaphorik ist so platt wie aufdringlich. Zeit- und handlungslos wie das Leben im Paradies plätschert auch der Film dahin. Es wird viel und einiges Kluges geredet, und einmal mehr erweist sich, dass Thome vielleicht der einzige deutsche Regisseur ist, dem es gelingt, so etwas wie Rohmer-Stimmung zu erzeugen. So ist Paradiso eine recht angenehme Sommerphantasie, in Teilen witzig und anspruchsvoll, recht hübsch anzusehen (so etwa Irm Herrmann als Nonne und erste Ehefrau) aber auch etwas beliebig. Denn unerklärlicherweise – bei dieser Konstellation – fehlt das Salz in der Suppe: Gefühle wie Neid und Eifersucht, wilde Leidenschaften, Eitelkeiten und böse Pläne – sie alle werden allenfalls angedeutet. Stattdessen: Tagebücher der Toskana-Fraktion. Lauter gute und etwas verquatschte Menschen, immer wieder beim Essen von Pasta und Salat, Weintrinken und folgenlosen Beziehungslabern.
Wie auch schon in Paul T. Andersons Magnolia steht hier über die überdeutliche Bibelmetaphorik hinaus die Geschichte von der Heimkehr des verlorenen Sohnes im Zentrum, von einer Versöhnung der Generationen und der Zuflucht vor aller Unbill im Schoß der Familie. Es scheint nicht ganz unberechtigt, auch heute solche Versöhnung zuerst unter den Verdacht zu stellen, eine letztlich falsche zu sein. Dass sie es diesmal doch nicht ist, davor schützt in beiden Fällen wohl nur die Intelligenz des Regisseurs. In diesem Fall ist zudem die Eitelkeit des Vaters davor.
Das überdies Faszinierende an diesem Film: Man kennt sie ja: Die Menschen, deren Bildung und Kultiviertheit, vor allem deren bürgerliche Hemmungen sie vor dem Exzess, aber auch dem Ausleben ihrer eigentlichen Wunschträume ein Leben lang bewahren – und damit gleichermaßen ihre Zufriedenheit sichern, und das radikale Glück verhindern. Auch das sind vielleicht nur Phantasien eines bestimmten Milieus. Aber indem Thome zu solchem Nachdenken anregt, gelingt ihm höchst Zeitgemäßes. Und, fast überflüssig hinzuzufügen, einer der besten deutschen Filme seit langem.