USA 1998 · 107 min. · FSK: ab 12 Regie: Andrew Davies Drehbuch: Frederick Knott, Patrick Smith Kelly Kamera: Dariusz Wolski Darsteller: Michael Douglas, Gwyneth Paltrow, Viggo Mortensen, David Suchet u.a. |
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Jedes Remake eines Alfred Hitchcock-Films ist per se eine riskante Sache. Andererseits ist Mut etwas Sympathisches, und grundsätzlich untersagen sollte man derartige Ansichten auf keinen Fall. Erst recht nicht bei einem Remake von Dial M For Murder, einem Film, der alles in allem nicht zu des Meisters besten Werken zählt.
Schon Sir Alfred selbst schien im Rückblick nicht wirklich begeistert von der Verfilmung eines Theaterstücks, die trotz seiner List und Tücke und der Besetzung der Hauptfigur mit einer großartigen Grace Kelly zwar zu einem Publikumserfolg wurde, aber im Rückblick statisch und träg wirkt, unfilmisch eben.
Kellys Leistung ist der Grund, warum die alte Fassung funktioniert: Wunderbar unschuldig verkörpert sie eine ungetreue Ehefrau, also einen gar nicht so unschuldigen Menschen, auf deren Seite sich jeder Zuschauer dennoch spätestens in dem Moment schlägt, als ihr Ehemann ihre Ermordung in Auftrag gibt.
Diesen Plot übernahm Andrew Davis. Mit seinem bisherigen Schaffen hat er noch keine Filmgeschichte gemacht, und auch mit A Perfect Murder, mit dem er sich die Latte derart hoch gelegt hat, daß er bequem drunter durchschreiten kann, wird ihm das wohl nicht beschieden sein. Denn genau das Schlimmstmögliche geschieht: Bis zum Ende fragt man sich, warum dieses Remake überhaupt gedreht wurde.
Absolut nichts Eigenes fügt Davis hinzu, wenn man von diversen Yuppie-Accecoirs absieht, die er wohl für wahnsinnig zeitgeistig hält. Und genau das, was bei Hitchcock am Interessantesten war, läßt er weg, oder verschenkt es: Etwa der zentrale Moment, an dem der gedungene Mörder die junge Emily (Gwyneth Paltrow) attackiert: Schnell ist alles vorbei, unspektakulär und kalt wird es inszeniert.
Zuvor schon beschreibt Hitchcock eindringlich die Atmosphäre dieser Ehe, eines
düsteren, öden Alltags, der nur Mord als Ausweg zuläßt, nach der Tat dann das wachsende Mißtrauen zwischen den Gatten.
Erst dieser letzte Teil funktioniert auch bei Davis zumindest halbwegs. Zuvor aber bleibt nur die Ausstattung im Gedächtnis: die Houte-Couture Kleider, die an Gwyneth Paltrow wunderbar aussehen, und das Appartement, in dem beide leben.
Alles andere kann man im Grunde vergessen: Keinen Moment entwickelt der Film Suspense, und die Figuren sind leblose 08/15-Sterotypen, die gelangweilt gespielt werden. Dabei könnte die ansonsten bekannte Geschichte zumindest den Sinn haben, zwei
gute, immer wieder gern gesehene Schauspieler zu Höchstleistungen zu kitzeln. Douglas und Paltrow agieren bei Davis aber so unmotiviert, wie man sie noch nie gesehen hat. Blasiert glotzen sie über New Yorks Dächer, stolzieren im Yuppie-Outfit durch ihre 500 Quadratmeter Appartements, was alles ja noch akzeptabel wäre, wenn irgendein dramaturgischer Sinn dahinterstünde.
Gwyneth Paltrow wirkt nicht wie eine frustrierte, gedemütigte Enttäuschte, sondern nur wie eine verwöhnte
Schnepfe, die dem Zuschauer von Anfang bis Ende wurschtegal ist. Auch das -obwohl unklug für die Charakterisierung einer »Heldin«- könnte noch interessant sein, wenn Davis plausibel machen wollte: Im Prinzip ist Emily genauso eine kalte Bitch, wie ihr Mann.
Ansätze dazu gibt es tatsächlich: Denn das Mordmotiv des Gatten Steven ist reine Gier. Der Börsenmakler, der geschäftlich am Abgrund manövriert, will die Kohle seiner Frau. Michael Douglas ist noch das Beste an dem Film, obwohl er seinen Part als Bösewicht auf Knallchargenniveau spielt, eine Karikatur seiner Rollen in Wall Street und The Game.
Im Vergleich zu Hitchcocks Original aus einer Zeit, die offenbar zu (schein-)moralisch war, um Gattenmord aus Geldgier denken zu wollen, geht es hier nur um Materielles. Liebe, das lernt man, kann Geld nicht ersetzen, und guter Sex schon gar nicht. So schaut’s halt aus, nicht erst unter der Herrschaft des Neoliberalismus.
Insofern ist Steven auch kein enttäuschter Liebhaber, sondern ein Businessman, der auf veränderter
Geschäftsgrundlage agiert.
A Perfect Murder retten solche interessanten Ansätze nicht, denn der Film macht nichts daraus. Blutleer spult der Film seine Geschichte ab, immer langweilig, manchmal kaum anzusehen. Es hilft auch wenig, wenn man Hitchcocks Vorbild noch nicht einmal aus dem TV kennt, denn mit Hitchcock hat das alles nicht zu tun.
Wie man einen 90er Jahre Thriller im Geist von Hitchcock machen könnte, hat gerade David Mamet vorgeführt. Weit entfernt von Perfektion zeigt ein
Vergleich von The Spanish Prisoner und A Perfect Murder doch besser als jede Kritik, woran Davis scheitert.