USA 2015 · 104 min. · FSK: ab 0 Regie: Ken Kwapis Drehbuch: Rick Kerb, Bill Holderman Kamera: John Bailey Darsteller: Robert Redford, Nick Nolte, Emma Thompson, Mary Steenburgen, Nick Offerman u.a. |
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Voller Klischees und platter Dialoge |
Kunstvoll auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt, nachdenklich stimmend, manchmal dramatisch, dann wieder erstaunlich komisch: das war die Selbstfindungsreise, die eine überraschend vielseitige Reese Witherspoon in Jean-Marc Vallées Bestselleradaption Der große Trip – Wild unternahm. Nichts von dem findet sich nun im Leinwandabenteuer Picknick mit Bären wieder, das auf einem amüsanten Erlebnisbericht des Reiseschriftstellers Bill Bryson basiert. Warum sich Altstar Robert Redford, der 2013 noch im Überlebensdrama All Is Lost brillierte, für ein vollkommen banales Drehbuch begeistern konnte, dürfte auf ewig sein Geheimnis bleiben. Anders verhält es sich mit Ko-Star Nick Nolte, der nach einem bemerkenswerten Karriereabsturz wahrscheinlich froh um jedes Angebot ist.
Belanglos wie weite Teile des Films gestaltet sich schon der Einstieg, der mit wenigen Strichen das monotone Rentnerdasein von Bill Bryson (Redford) an die Wand pinselt. Bis auf die Veröffentlichung einer Best-of-Edition alter Reiseberichte will dem früher kreativen Autor nichts mehr gelingen. Die Beschäftigung mit den Enkelkindern bringt auf Dauer keine Befriedigung. Und der häufige Besuch von Beerdigungen erinnert den in die Jahre gekommenen Abenteurer allzu deutlich an seine eigene Sterblichkeit. Wie ein Wink des Schicksals erscheint da ein Schild, das Bryson bei einem gemütlichen Waldspaziergang auf den berühmt-berüchtigten Appalachian Trail hinweist. Gemeinsam mit seinem alten Schulfreund Stephen Katz (Nolte), von dem er sich eigentlich entfremdet hat, will er den anspruchsvollen, durch den Osten der USA verlaufenden Wanderweg in Angriff nehmen. Ein Unterfangen, das sich schon kurz nach dem Start als große Herausforderung entpuppt.
Wie man es bei einer Buddy-Komödie nicht anders erwarten sollte, sind die beiden Reisepartner grundverschieden. Auch wenn Bryson seine frühere Ausdauer eingebüßt hat, bereitet er sich halbwegs akribisch auf das anstehende Abenteuer vor. Nicht so der übergewichtige Ex-Alkoholiker Katz, den Nolte als Variation seiner selbst verkörpert. Mit aufgedunsenem, hochrotem Gesicht, in das die Spuren früherer Exzesse eingeschrieben sind, und lädiertem Knie wirkt er als Weggefährte im Grunde komplett unglaubwürdig. Was natürlich zum humoristischen Konzept des Films gehört. Dummerweise gerät Picknick mit Bären allerdings spätestens mit Beginn der Wanderung mächtig ins Straucheln.
Slapstick-Szenen – fast immer ohne ein Gefühl für Timing inszeniert – wechseln sich mit klischeehaften Begegnungen, amourösen Anflügen und platten Dialogen auf dem Niveau simpler Kalendersprüche ab. Auch wenn die Grundchemie zwischen den Kino-Haudegen Redford und Nolte stimmen mag, ist es traurig, die beiden von einer peinlichen Situation in die nächste stolpern zu sehen. Soll es wirklich lustig sein, wenn die Protagonisten in einem Wagen sitzen, in dem der Fahrer anscheinend von seiner Freundin oral befriedigt wird? Und welchen Sinn hat es, ein bedrohliches Zusammentreffen mit Bären einzuschieben, das binnen weniger Augenblicke einfach so verpufft? Die Liste der Fragen ließe sich weiter fortführen, reicht in dieser Form aber aus, um einen Eindruck von den Momenten zu bekommen, die krampfhaft komisch sein sollen.
Thematisch arbeitet sich Picknick mit Bären am Älterwerden, an Treue und Freundschaft ab, bringt diese Aspekte allerdings stets in phrasenhaften, manchmal dümmlichen Gesprächen unter. Unangenehm fällt dabei vor allem das oberflächliche Frauenbild auf, das an mehreren Stellen beschworen wird. Auch vor diesem Hintergrund wirkt die große Erleuchtung reichlich konstruiert, die Bill Bryson irgendwann mit Blick auf seine Gattin Catherine (in einer eindimensionalen Rolle verschenkt: Emma Thompson) in den Sinn kommt.
Zufriedenstellend löst der Buddy-Film eigentlich nur die Abbildung der atemberaubenden Landschaft. Majestätische Aufnahmen von Wald und Bergen sollen dem Zuschauer die Naturerfahrung schmackhaft machen und vermitteln zumindest ansatzweise ein Gefühl von Abenteuerlust und Freiheit, das die Bestselleradaption als Ganze nicht einzufangen weiß. Am besten greift man einfach zu Brysons Buchvorlage, die im Vergleich deutlich unterhaltsamer ist.