Frankreich 1998 · 117 min. · FSK: ab 12 Regie: Nicole Garcia Drehbuch: Nicole Garcia, Jaques Fieschi Kamera: Laurent Daillant Darsteller: Catherine Deneuve, Jean-Pierre Bacri, Emanuelle Seigner |
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Catherine Deneuve im Trenchcoat | ||
(Foto: Advanced) |
Eine nicht mehr ganz junge Frau geht über den fast leeren Platz, der ihr Leben bedeutet, und auf dem sich bald ihr Leben entscheiden wird. Entschlossen ist ihr Schritt, der helle Trenchcoat weist sie als Geschäftsfrau aus, und sie wirkt gerade in ihrer gutgekleideten Unauffälligkeit typisch für diese Gegend der Menschen mit weißem Kragen. Nur ihre Hand zittert. Der Pariser Place Vendôme ist seit alters her eine »gute« Geschäftsgegend. Neben Mode und Antiquitäten kann man hier auch edlen Schmuck teuer erwerben. Nicole Garcia, die eher als Schauspielerin (z.B. für Sautet und Lelouch) bekannt ist, führt die Zuschauer in ihrem dritten eigenen Film in dieses Milieu. Die Hauptfigur, Marianne, muß nach dem Selbstmord ihres Mannes um geschäftliche Existenz und ihr – von der Mafia bedrohtes – Leben kämpfen. Doch der Thrill bildet nur den grellen Hintergrund der Geschichte, die Regisseurin interessiert sich für das persönliche Drama einer alternden Frau, die plötzlich ihrer eigenen Jugend wiederbegegnet.
Catherine Deneuve verkörpert diese, zwischen Stärke und Schwäche schillernde Figur blendend. Das, was man gern gegen diese Schauspielerin einwendet – das sie »zu gut« ausieht, kalt, glatt und statuarisch leblos wirkt – kommt ihr hier entgegen: Eine Frau, die immer um Haltung kämpft, die mit einer 20 Jahre Jüngeren wetteifern muß, und für die deswegen nichts wichtiger ist, als »die Form zu wahren«. Der Deneuve tut ihr Alter sehr gut. Es fügt ihrem Geheimnis noch etwas hinzu. In frühen Jahren überzeugte sie nur dann, wenn sie von ihren Regisseuren extrem stilisiert wurde – als Ikone reinster Unschuld, oder als männermordende Femme Fatale –, und sonst leicht ungelenkt, und wirkte immer ein bißchen zu wohlerzogen. Seit Truffauts Die letzte Metro, und vor allem in den Filmen André Téchinés schafft sie es, ausgerechnet als »große«, »starke« Frau, als »Dame« natürlich zu wirken. Zu recht bekam sie in Venedig für diesen Film den Goldenen Löwen. Denn ihr gelingt es, aus einer alles in allem überkomplizierten, und dabei belanglosen Geschichte trotzdem einen sehenswerten Film zu machen.