D/GB/IRL 1997 · 92 min. · FSK: ab 12 Regie: Anthony Hickox Drehbuch: Anthony Hickox, Carsten Lorenz, Michael Frost Beckner Kamera: Roger Lanser Darsteller: Stephen Moyer, Edward Fox, Katherine Heigl, Udo Kier u.a. |
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Der deutsche Film träumt mal wieder vom großen Hollywood-Kino. Endlich möchte man die Beziehungskomödie hinter sich lassen und das zahlungskräftige Publikum in Filme locken, in denen Katja Riemann nicht die Hauptrolle spielt.
Carsten Lorenz und der unvermeidbare Bernd Eichinger wollen es nun mit dem amerikanischen Sommer-Action-Kino aufnehmen und eröffnen mit Prinz Eisenherz den (Ritter-)Rüstungswettlauf. Geglückt ist ihnen dabei vor allem der Beweis,
wieviel Könnertum und Handwerk eben doch selbst noch in den angeblich dümmsten der stets so geschmähten Hollywood-Blockbustern steckt.
Die größte Enttäuschung gleich vorweg: für die Titelrolle gelang es nicht, die einzig wahre Idealbesetzung zu engagieren. Aber wahrscheinlich hatte Mireille Matthieu halt keine Zeit. Leinwandneuling Stephen Moyer macht seine Sache aber auch ordentlich, obgleich man den Comic-Prinzen weitgehend seiner Charakteristika beraubt und ihn durch einen »modernen« 08/15-Actionhelden ersetzt hat.
So etwas wie Handlung hat Prinz Eisenherz auch, falls es wen interessiert: in dieser jüngsten Leinwandadaptation der Abenteuer des edlen Recken mit dem Topfschnitt geht es darum, daß die Hexe Morgan Le Fey (Joanna Lumley, bitchy as ever) das magische Schwert Excalibur raubt. Behilflich sind ihr dabei einige grimmige Wikinger, deren böse Thule-Gesellschaft von Thagnar (Thomas Kretschmar) und Sligon (verschwendet: Udo Kier) angeführt wird. Jetzt
dürfen alle raten, wer das Schwert zurückholt...
Dabei wird er mal unterstützt, mal behindert durch ein Sammelsurium an Waldschraten, Zwergen und Tafelrundenrittern (Ron Perlman, Warwick Davis, etc.), und eine »bildhübsche« (Presseheft) Prinzessin (Katherine Heigl) gilt es natürlich auch zu beschützen und -glücken.
Wenigstens in einer Hinsicht braucht Prinz Eisenherz den Vergleich mit den aktuellen Hollywood-Actionspektakeln nicht zu scheuen: für den Film gilt im Wesentlichen genau das, was ich schon zu Batman & Robin gesagt habe:
Eisenherz läßt sich und dem Publikum keine Zeit für seine schönen Ideen, die in einem Mischmasch der Beliebigkeit
untergehen. Während das bei Batman & Robin aber wenigstens konsequentes, zum ästhetischen Overkill auf die Spitze getriebenes Stilprinzip ist, hat man es bei Prinz Eisenherz schlicht mit dem Fehlen einer klaren Vision zu tun. Das macht Eisenherz insgesamt erträglicher, da weniger nervtötend, aber er wirkt dadurch billiger und
unprofessioneller, als er es nötig hätte.
Irgendwann vor Drehbeginn hätte sich vielleicht mal jemand entscheiden sollen, wohin man mit dem Film eigentlich will. Treue zur Comic-Vorlage oder zeitgemäßer Action-Film, Fantasy-Komödie oder Ritterepos? Man bekommt von allem ein bißchen serviert, und nichts richtig; dem episodisch wirkenden Werk geht eine klare Linie ebenso ab wie eine konsequente Farbdramaturgie.
Schuld daran ist zum einen das unausgegorene Drehbuch, zum anderen aber auch die Wahl des Regisseurs. Mit Anthony Hickox hat man einen routinierten Auftragstäter engagiert, dem, neben diverser Peinlichkeiten vom Kaliber Hellraiser III und Full Eclipse, immerhin im B-Horrorgenre schon einige solide Treffer wie Sundowngeglückt sind. Der richtige Mann für großes Abenteuerkino internationalen Zuschnitts ist
so jemand allerdings, nur weil er schon diverse Filme in Amerika inszeniert hat, noch lange nicht.
Seine Stärken aus dem Horror-Metier kann Hickox dann auch nicht ausspielen, denn leider hat man sich zu allem Überfluß dazu entschlossen, den Film so familienkompatibel wie möglich zu halten, was sich schmerzlich im gänzlichen Fehlen knalliger Sex- oder Splatterszenen bemerkbar macht. Und wenn Prinz Eisenherz noch etwas vor dem Mittelmaß hätte retten können,
dann zünftiger Trash-Appeal.
Immerhin: neben etlicher anderer hübscher Einfälle gibt es eine Szene, in der der Prinz in voller Montur ins Wasser fällt. Vom Gewicht seiner Rüstung am Grund gehalten, sehen wir ihn in einer wunderbaren Einstellung in einer Unterwasserlandschaft herumtapsen, die aussieht wie direkt aus einem Film von Méliès. Und das allein ist den ganzen Prinz Eisenherz fast schon wieder wert.