Deutschland 2011 · 96 min. · FSK: ab 12 Regie: Otto Alexander Jahrreiss Drehbuch: Otto Alexander Jahrreiss Kamera: Hannes Hubach Darsteller: Olli Dittrich, Katja Riemann, Mirko Lang, Jochen Wigand, Broder B. Hendrix u.a. |
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…oder vielleicht doch, schließlich ist alles relativ |
Alles ist relativ, das wissen wir spätestens seit Albert Einstein. Und diese Einsicht gilt ganz gewiss auch für den deutschen Humor. Wenn in diesem Film nun unter anderem eine Person im Zentrum steht, die in der Mitteilung der zuständigen PR-Agentur, also in einem durchaus parteiischen, »werbend wertend« angelegten Text folgendermaßen vorgestellt wird: »die coole, aber notorisch einsame und von einem unstillbaren Kinderwunsch getriebene Alexa (Katja Riemann)« – ist das dann wirklich eine Werbung für den Film oder eher eine abschreckende Wertung? Ist es witzig, oder eher ein dummes Klischee? Wahrscheinlich ist die Antwort relativ, so wie auch auf die Frage, ob man Katja Riemann nun besonders süß findet, und Olli Dittrich besonders witzig. Wer auf beide eher verzichten kann, sollte sich diesen Film jedenfalls schon 'mal schenken.
Denn das einzig Interessante an Die Relativitätstheorie der Liebe ist die Tatsache, dass hier gewissermaßen ein Laborexperiment mit zwei Darstellern veranstaltet wird, das die physikalischen Gesetze auf die Schauspielkunst überträgt. Der Film könnte also gewissermaßen auch »Die Relativitätstheorie der Schauspielerei« heißen. Das Konzept – zwei Schauspieler spielen jeweils fünf Figuren, die in irgendwelche Liebeshändel miteinander verstrickt sind – könnte auf den ersten Blick aus dem Hollywood der 30er stammen, es basiert eigentlich auf dem Reiz, zwei echte Filmstars permanent auf der Leinwand zu sehen, entweder in ihrer ganzen Wandlungsfähigkeit, oder so immergleich, wie man sie eben einfach liebt. Nun haben aber weder Katja Riemann noch Olli Dittrich auch nur entfernt das Potential von Hollywoodstars. Sie können einfach nicht gut genug, oder variantenreich spielen, ihnen fehlt auch nur ein Gramm jenes Charismas, das nötig ist, damit man es erträgt, einen Menschen 90 Minuten lang auf der Leinwand anzugucken. So ist alles eine reichlich zähe Sache und man erinnert sich eher an Kindheitserlebnisse mit dem Ohnesorg- oder Millowitsch-Theater: Unter Perücken, hinter angeklebten Schauzbärten, Nasen- oder Gebissprothesen und viel Theaterschminke steckte immer von Anfang an ganz sichtbar Heidi Kabel und Willy Millowitsch.
Machen die Stories das wett? Nicht wirklich. Sie erinnern an die aufgewärmte Version einer jener Beziehungskömödien Mitte der 90er, mit denen Katja Riemann bekannt wurde, aber dann auch bald in der zweiten Reihe verschwand, als das Publikum nicht länger sehen wollte, wie jeder Topf einen Deckel finden muss, vor allem wenn man sich für die Figuren nicht mehr interessiert, als für Töpfe von der Resterampe. Immerhin sind die Geschichten die einst auf 90 Minuten gestreckt waren, hier nun aufs Kurzformat geschrumpft; aus Kantinenküche ist Fastfood geworden. Immer noch aber sind Männer Werbefuzzis, Lebenskünstler, Samenspender oder schwul, Frauen entweder angestellte Brillenträgerinnen mit Kinderwunsch oder hippelige Hausfrauen oder Esoterikerinnen. Die Menschen sind Karikaturen, die Dialoge bestehen aus Sprüchen vom Tschibo-Kalender: »Wo die Liebe hinfällt. Manchmal in ein frisch gemachtes Bett. Manchmal in eine Pfütze.«
Taugt wenigstens die Regie was? Leider auch nicht. Regisseur Otto Alexander Jahrreiss war schon einmal mit Alles Bob! und Zoom im Kino gescheitert – und wagt jetzt einen neuen Versuch. Man muss kein Prophet sein, um ihm vorauszusagen, dass er bald wieder das tut, was er zwischendrin gemacht hat: Werbefilme. Bei der Kampagne für einen Medienmarkt lernte er Dittrich kennen, und auch die Spots zum »härtesten Kunden des Jahres« waren eher relativ lustig. Der Film jetzt wirkt genau wie eine Aneinanderreihung von fünf Spots über irgendwie traurige Menschen der Großstadt, die man auch bei gutem Willen nur als notgeil, spießig, verzweifelt, verklemmt oder frustriert beschreiben kann – mag schon sein, dass es stimmt, was der Film unterstellt: Dass wir das alle sind und uns deshalb mit Riemann/Dittrich und ihren Pappnasen und falschen Brillen identifizieren könnten. Da aber nicht alles im Leben und noch nicht einmal im Kino reine Geschmackssache ist, oder den Gesetzen der Physik unterliegt, darf man es auch einmal so sagen: Dieser Film hat den Tiefgang einer Untertasse und den Charme einer Margarine-Werbung.