Deutschland 2016 · 96 min. · FSK: ab 12 Regie: Ed Herzog Drehbuch: Stefan Betz Kamera: Philipp Sichler Darsteller: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Eisi Gulp, Sigi Zimmerschied u.a. |
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Dem Affen ordentlich Zucker geben |
Die Menschen in den Eberhoferkrimis »fühlen auf mittlerer Affektstufe, machen mitteloriginelle Witze« und die Handlung „schleicht voran wie ein Tag im Büro“. So war es vor kurzem in einem SZ-Porträt über die Autorin Rita Falk zu lesen, die sich vor einigen Jahren aus dem Burn-Out in die Bestsellerlisten geschrieben hatte. Ihr Franz Eberhofer ist ein Polizist, der sich in der fiktiven niederbayerischen Kleinstadt namens Niederkaltenkirchen durchs Leben wurschtelt: er wohnt auf dem elterlichen Bauerhof, trifft sich abends mit seinen Kumpels in einer rustikalen Kneipe und trennt sich regelmäßig von seiner Freundin, versöhnt sich mit ihr aber in der gleichen Regelmäßigkeit – und zwischendurch muß er sonderbare Kriminalfälle lösen. Mittlerweile gibt es schon sieben Eberhoferfälle in Romanform, die alle einen derben und kulinarisch verbrämten Titel haben. Vor drei Jahren kam die erste Verfilmung in Umlauf: Dampfnudelblues, für die Regisseur Ed Herzog ein wenig an der „Affektstufe“ laborierte, was den Plot ein kleines bisschen mehr ins Grelle und Abgründige hob. Eigentlich nur fürs Fernsehen gedreht und seinerzeit testweise in ausgewählten bayerischen Kinos eingesetzt, fand der Film immerhin über eine halbe Million Zuschauer, so dass auch für die weiteren Fälle eine Kinoauswertung obligatorisch geworden ist.
Schweinskopf al dente ist nun die dritte Eberhofer-Verfilmung (wieder mit Sebastian Bezzel in der Hauptrolle) und im Grunde kein Kriminalfall, zumindest kein Whodunit mehr, sondern eine Rachegeschichte: Es geht um einen psychopatischen Serienmörder namens Küstner (genüßlich verkörpert von Gregor Bóeb), der aus einem Gefängnistransport ausbricht und an all den Amtspersonen Vergeltung üben will, die ihn einst hinter Gitter gebracht haben. Der erste, der Küstners Psychoterror zu spüren bekommt, ist Franz Eberhofers Dienststellenleiter Moratschek (Sigi Zimmerschied), der einen blutigen Schweinskopf in seinem Bett findet und nun Unterschlupf in Eberhofers Bauernhof sucht. Dort harmoniert er sogleich mit Franz’ Hippievater (Eisi Gulp), mit dem er auf einen musikalischen Bewußtseinserweitungstrip geht, was wiederum Franz um den Schlaf bringt und zu unkonventionellen Ordnungsmaßnahmen greifen läßt. Eines ist den Machern wichtig: Der Krimiplot soll immer die zweite Geige spielen. Im Vordergrund stehen die Figuren und ihre Eigenheiten, und darum dürfen Eisi Gulp und Sigi Zimmerschied dem Affen ordentlich Zucker geben. Und als Typenkomödie darf die Geschichte Eberhofers bewährte Kneipenfreunde nicht aus den Augen verlieren, die das eine oder andere skurrile Abenteuer erleben, das wiederum die Handlung nicht unbedingt auf Kurs hält. Und plötzlich bricht der Eberhoferclan noch auf zum Gardasee, wo Franz seine Freundin Susi zurückerobern muß, die ihn anfangs mit einem italienischen schicken Restaurantbesitzer verlassen hat. Die Filmreihe erweitert damit zwar buchstäblich ihren Horizont, ob es diesen touristischen Exkurs erzähltechnisch wirklich gebraucht hätte, sei dahingestellt. Der Fall Küster indessen wird von Eberhofer (und seinem Freund, dem Privatdetektiv Rudi Birkenberger) recht lässig und eher nebenbei gelöst, auch wenn der Übeltäter im Finale nochmal seine ganzen sadistischen Register ziehen darf und das Duo am Tod nur haarscharf vorbeischrammt. Der vierte Eberhoferkrimi, Griessnockerlaffäre, ist übrigens schon abgedreht und kommt nächstes Jahr in die Kinos.