USA 1996 · 120 min. · FSK: ab 16 Regie: F. Gary Gray Drehbuch: Kate Lanier, Takashi Bufford Kamera: Marc Reshovsky Darsteller: Jada Pinckett, Queen Latifah, Vivica A. Fox, Kimberly Elise u.a. |
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Dre Traum vom großen Geld |
Nachdem vor kurzem noch Lili Taylor und Kolleginnen sich in Girls Town nur vorstellten, was sie alles schlimmes anstellen würden, wenn sie in einem Film wären, nehmen jetzt die Schwestern aus Set It Off die Sache richtig in die Hand.
Ähnliche frustrierende Erlebnisse liegen ihrem Amoklauf zugrunde.
Im Viertel hat ein Banküberfall stattgefunden, Frankie (Vivica A. Fox), Bankangestellte, wird daraufhin entlassen, weil sie einen der Täter, von dem sie soeben noch mit der Waffe bedroht worden war, persönlich kannte. Der Bruder von Stoney (Jada Pinckett aus Eddie Murphys verrücktem Professor), ihre ganze Hoffnung, wird
unschuldig des Banküberfalls verdächtigt und bei der Verhaftung erschossen; Cleo (Rapperin Queen Latifah) dröhnt sich regelmäßig mit Drogen zu und Tisean (Kimberly Elise) hat Mühe und Not für den Unterhalt ihres kleinen Sohnes zu sorgen. Alle vier werden sie gegängelt vom Chef ihrer Putzkolonne, der sie meist bitches nennt und für den sie die Familienfotos auf den Schreibtischen des weißen Mannes abstauben.
Die Idee mit dem Banküberfall scheint da der Ausweg aus der Misere zu sein – ein altbekannter Irrtum. Die polizeiliche Maschinerie ist bald in Gang gesetzt und von ihren Mühlen wird bald fast die ganze Gang zermalmt. Die Mädchen haben ihr gemeinsames Leben in Freundschaft dem schnellen Geld geopfert, das Ergebnis ist der Tod oder wahlweise die Einsamkeit.
F. Gary Gray hat sich bisher vornehmlich als Video-Regisseur für unter anderem Ice Cube, Tone Loc und Dr. Dre einen Namen gemacht, diesmal hat er wieder Gelegenheit seine Fähigkeiten in der Schauspielerführung und beim Erstellen von ansehnlichen Actionszenen zu beweisen, dabei zeigt er, daß er mit so altbewährten Mitteln wie der Zeitlupe durchaus beeindruckende Effekte erzielen kann. Set It Off mangelt es außerdem an nichts, was den schwarzen Film seit Spike Lee ausgezeichnet hat, der Dialog hat einen Hang zur Deklaration, das Wort Fuck kommt ehrfurchtheischend häufig zum Klingen, es fehlt auch nicht die soulgepoppte Softsex-Szene. Momente der Ruhe sind überhaupt selten, denn entweder propagiert Gray seinen hübschen Soundtrack, oder die Schwestern quatschen staccato-artig aufeinander ein, untermalt von den 'Woooohs' und 'Yeahs' der Gefährtinnen.
Der Rhythmus dieses guten alten Hip-Hop-Movies wechselt zwar häufig, doch als Baß-Linie bleibt die Traurigkeit der vier Mädchen erhalten, die sich in ihrer Verzweiflung aus ihrem Blues nur freikaufen oder freischießen können.
Die weiteren Melodien sind bestimmt von der Harmonie-Süchtigkeit der Macher: Der weiße Polizist stellt sich als ein eigentlich Guter heraus, und der schwarze, fürstlich frisierte Yuppie, bei Spike Lee noch eine klare Negativ-Figur, bietet sich als
kultivierter, charmanter Märchenprinz zur Vermählung an. Trotz der Möglichkeiten zur Sozial-Kritik zeigt sich Grays Film als Exempel gängiger Harmlosigkeit.