Frankreich 1998 · 83 min. Regie: James Huth Drehbuch: Romain Berthomieu, James Huth Kamera: Jean-Claude Thibault Darsteller: Michèle Laroque, Albert Dupontel, Elise Tielrooy, Michel Vuillermoz u.a. |
Einst lauerte im trauten Heim das wahre Glück. Heute zeigen Filme das Zuhause nicht mehr als Fluchtpunkt der geschundenen Seele, sondern als deren Spiegel. Selbst die schönste Yuppie-Wohnung -Barbet Schroeder zeigte es vor Jahren Bridget Fonda in Single White Female – bietet keinen Schutz mehr vor den Dämonen der 90er, hier kehrt all der Horror zurück, den man woanders nicht mehr dulden mag.
Und auch wenn Jean Huths französische Komödie Serial Lover alles andere als ein brillianter Film ist, muß man, was er zeigt, selbstverständlich psychologisch lesen: Claire (Michele Laroque) ist hübsch, rothaarig (Vorsicht Hexe!) und hat vier Liebhaber gleichzeitig. Weil ihr die vier selbst zu kompliziert werden, lädt sie sie alle an ihrem 35. Geburtstag zum gemeinsamen Abendessen in ihre chice Pariser Appartementwohnung ein. An diesem Abend will sie sich entscheiden.
Doch das Schicksal nimmt ihr die Entscheidung ab. Denn indem sie ihren überrascht-überforderten Gästen eine perfekte Gastgeberin ist, entpuppt sich Claires Haushalt als veritables Horrorkabinett: Binnen 30 Filmminuten fallen alle vier der Tücke der Objekte zum Opfer – unter anderem kommen ein Mixer, ein Tranchiermesser, der Badezimmerspiegel, ein Schlittschuh und das Telefonkabel durch die Laune der Zufälle zu tödlichem Einsatz. Stets ist Claire natürlich unschuldig, offenbar hat sie einfach einen schlechten Tag, oder es handelt sich um den Beginn ihrer Midlifecrisis.
Aber so schnell wird man Lästiges nicht los, Claire hat ein beträchtliches Entsorgungsproblem. Wie bei Freud das Verdrängte wiederkehrt, so tauchen die Leichen bei unpassendster Gelegenheit immer wieder auf, oder hinterlassen zumindest unübersehbare Spuren. Hinzu muß Claire überdies noch eine lästige Überraschungsparty zu bewältigen, die sie ihrer Freundin verdankt. Und sie muß einen Kommissar abschütteln, der eigentlich ein paar Einbrechern auf den Fersen ist, es aber bald auf sie abgesehen hat – ein typisches Frauenschicksal eben.
Die erste halbe Stunde seines Films inszeniert Huth mit überdrehtem Witz und viel Gespür für Timing. Es macht Spaß zu sehen, wie der Horror aus dem Alltag wächst und wie Situationskomik mit schwarzem Humor gefüttert wird. Aber dann läuft ihm die Geschichte aus dem Ruder. Unter dem Zwang, das Tempo immer weiter zu steigern, auf jeden Gag noch einen neuen, besseren zu stopfen, tritt Serial Lover auf der Stelle. So, als habe Huth noch nie davon gehört, daß Komödien auch etwas mit Ökonomie zu tun haben. Und auch wenn man diesen Film keineswegs nur oberflächlich verstehen sollte, löst sich der Spaß bald in Luft auf. Kluge Gedanken allein machen eben trotzdem keinen guten Film.