Deutschland 1995 · 100 min. · FSK: ab 16 Regie: Mathias Glasner Drehbuch: Matthias Glasner Kamera: Sonja Rom Darsteller: Corinna Harfouch, Jürgen Vogel, Thomas Heinze, Richi Müller |
Michael Glasner, nach Die Mediocren sagen wir mal Regisseur der Mittelgewichtsklasse, bietet uns eine ganze Reihe der neudeutschen Stars: Corinna Harfouch, Jürgen Vogel, Tom Heinze, Richy Müller. Na, dann muß es ja ein Hit werden, dachten sich die Produzenten.
Wird es aber nicht, denn der Film ist ziemlich heftig.
Der Serienmörder Eddy bekommt von seiner Gefängnissärztin die Mitteilung, er habe nur noch wenige Tage zu leben. Eddy nimmt die Ärztin als Geisel und flieht. Kaum in Freiheit wird er von den verschiedensten Angehörigen seiner Opfer heimgesucht, die sich an ihm rächen wollen. Die Ärztin begleitet Eddy bei seinem letzten Trip durch die Stadt, wobei sie ihn bei der Kaltstellung der diversen Rächer beobachtet und schließlich sogar unterstützt.
Deutscher Humor nach Tarrantino. Im Mittelteil von Pulp Fiction gibt es eine Szene im Keller, wo nicht nur gemetzelt, sondern auch mal kurz gevögelt wird. An dieser Stelle hatten viele Zuschauer das Kino verlassen. Ähnlich hübsches hat auch Glasner für sein Publikum parat, Sappradi, auf das Ende des Films werden sicher viele verzichten.
Der größte Kunstgriff Glasners ist wohl die Wahl des Schwarz-Weiß-Materials, ein Farbfilm hätte die absurde Story kaum so edel erscheinen lassen; ellenlange stumme Sequenzen, mit Jazz unterlegt, gemahnen eher an Jim Jarmusch als an die modernen Trash-Filmer. Die Darsteller zeigen, daß sie durch ihre Fernseharbeit keineswegs für gute Schauspielkunst verdorben sind. Vor allem die erhabene Corinna Harfouch bleibt mit ihren teilweise minimalen Gesten und Kopfbewegungen im Gedächtnis. Der Regisseur scheint sein Budget weitgehend in gute Proben und weniger in spektakuläre Effekte zu investieren.
Respekt also, trotz allen Mißtrauens gegenüber der aktuellen Serienmördermasche.