Großbritannien 2000 · 105 min. · FSK: ab 16 Regie: Jonathan Nossiter Drehbuch: James Lasdun, Jonathan Nossiter Kamera: Yorgos Arvanitis Darsteller: Stellan Skarsgard, Charlotte Rampling, Deborah Unger, Dimitri Katalifos u.a. |
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Marjorie & Alec |
Auf Reisen, oder bei einem sonstigen Aufenthalt in fremder Umgebung sind die Menschen besonders anfällig – für neue Erfahrungen ebenso wie für Umbrüche der Gefühle. Auch dem erfolgreichen amerikanischen Geschäftsmann Alec, den es für ein paar Jahre mit seiner Familie nach Athen verschlagen hat, geht es so. Denn nach sechzehnjähriger, im Rahmen des Üblichen glücklichen Ehe, begegnet ihm dort eine andere Frau, Katherine (Deborah Kara Unger, wie schon von Cronenbergs auch
hier als Medium mit leicht ätherischer Wirkung eingesetzt). Alec betrügt seine Ehefrau Marjorie (excellent: Charlotte Rampling), als die dahinter kommt, macht er Schluß mit der Affaire, doch als ihm Katherine bald noch mal über den Weg läuft, geht alles wieder von vorne los.
Nun beendet Marjorie die Ehe. Als Alec später wiederum zu ihr zurück will, ist es zu spät, Marjorie hat in einem linksstehenden Journalisten und Ex-Widerständler ihre neue Liebe gefunden. Doch Alec lässt nicht
locker. Denn er glaubt an »Zeichen und Wunder«.
Mit Signs & Wonders begibt sich der Amerikaner Jonathan Nossiter in mancher Hinsicht auf die Spuren Lars von Triers. Eine höchst bewegliche Handkamera sorgt für eine sehr subjektive Intensität, grobe Bilder betonen eine raue, unruhige Atmosphäre – nie kann sich der Zuschauer vor Überraschungen sicher fühlen. Auch wenn das kein konsequenter Dogma-Stil ist, erinnert hier vieles an die dänischen Kino-Revolutionäre. Wie in Vinterbergs Fest steht die Familie, ihr Bestand wie ihre Bedrohung unter veränderten Umständen im Zentrum. Und wie bei von Trier werden auch hier die Gefühlslagen der Figuren ausgereizt, wo weit es geht. Das Fremde und die Überschreitung von – nicht zuletzt inneren – Grenzen ist das Thema. Fast alle Menschen hier haben mehr als eine Zugehörigkeit, schwanken zwischen verschiedenen Loyalitäten, sind irgendwie fremd und heimatlos. Das gilt nicht zuletzt für Siri (Ashley Remi), die kleine Tochter von Majorie und Alec. Wie eine neue Alice stolpert sie durch das Wunderland der Erwachsenen, staunt noch als Katherine wie eine Rachegöttin zurückkehrt, treibt die Dinge voran zu ihrem notwendigen Ende. So erlebt man einen Thriller der Emotionen, der manchmal hart ans Melodrama streift, einen ungewöhnlichen, reizvollen, im Stil ganz europäischen Autorenfilm.