USA 1995 · 91 min. · FSK: ab 0 Regie: John Irvin Drehbuch: Trevor Bentham Kamera: Pasqualino de Santis Darsteller: Vanessa Redgrave, Edward Fox, Uma Thurman u.a. |
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Dolce vita in Bella Italia |
Ein Sommer am See gesellt sich zu den romantischen Gesellschaftsstudien, die in den letzten Jahren allerlei Senioren-Pärchen in die Kinos zurückgelockt hat. Von Zimmer mit Aussicht bis Sinn und Sinnlichkeit wurde schon verschiedentlich die englische Seele filmisch durchleuchtet, und Vanessa Redgrave und Edward Fox durften mehrfach dabei mitwirken. Diesmal dreht es sich aber nicht mehr um die von diversen Tanten beobachtete und kommentierte junge Liebe, sondern um die Annäherung zweier Endfünfziger in ihrem Urlaubshotel Frascioli am Comer See. Frau Redgrave bei ihrem Aufriß mit Edward Fox zuzusehen, macht dabei genauso viel Vergnügen, wie einst bei Helena Bonham Carter und Jeremy Irons.
Fox spielt den Bilderbuchbriten Major Wilshaw, der launisch hin- und herwechselt zwischen störrischem und geistreichem Verhalten. So hat Miß Bentley ganz schon zu Kauen an diesem albernen Alt-Militär, in den sie sich verliebt hat, und der sie manchmal rücksichtslos und manchmal überaus charmant behandelt. Schließlich läßt er sich auch noch einwickeln von einer gelangweilten Jungbreze, was die Hoffnung auf Liebesglück umso mehr schwinden läßt. Doch Hauptfiguren bleiben zuletzt die Senioren in dieser sanften Sommerkomödie, wobei Komödie schon viel zu turbulent klingt. Die Jungen und Schönen bleiben Randgestalten, die nur zeitweilig Verwirrung stiften in Miß Bentleys vielleicht letzter großer Liebesgeschichte.
Das Handlungsjahr 1937 bietet den herannahenden Weltkrieg als Hintergrund zu diesen letzten schönen Tagen vor dem Winter bzw. letzten schönen Jahren vor dem Alter, sowie einen Verweis darauf, das Urlaub und Tourismus irgendwann mal gemächlicher von Statten gehen konnten, als es heute der Brauch ist.
Der warme Sommerwind, der den Betrachter der italienischen Landschaft anweht, ist, zugegeben, kein unbeschreibliches Naturschauspiel, und das Hotel Fascioli keine unversäumbare Sehenswürdigkeit, die der Urlauber unbedingt noch abhaken muß, aber so ein ruhiges Stündchen auf der Terrasse kann schon eine erfreuliche Urlaubserinnerung werden.