USA 1997 · 97 min. · FSK: ab 16 Regie: Mark A.Z. Dippé Drehbuch: Alan B. McElroy Kamera: Guillermo Navarro Darsteller: Michael Jay White, John Leguizamo, Martin Sheen, Theresa Randle u.a. |
Bei naiver Betrachtung könnte man leicht auf die Idee kommen, Comic und Film seien zwei sehr ähnliche Medien. Daß es aber einen gehörigen Unterschied macht, ob man eine Geschichte in statischen, räumlich angeordneten Bildern erzählt, oder ob die Bilder bewegt auf eine Leinwand projeziert werden, daß beweisen die zahlreichen mißlungenen Comic-Verfilmungen, die mit unschöner Regelmäßigkeit unsere Kinos heimsuchen.
Jüngstes Beispiel: Spawn. Die von Ex-Spiderman-Zeichner Todd McFarlane kreirte Serie Spawn zählt in den USA schon länger zu den auflagenstärksten Comic-Heften, und so war es ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis sich zu Plastikfiguren, T-Shirts und Zeichentrickserie im Rahmen der Rechteverwertung auch noch ein Kinofilm gesellt. Der Erfolg der Hefte ist mit Sicherheit nicht auf die erzählerischen Talente McFarlanes zurückzuführen. Denn abgesehen von ein paar Nummern, für die er sich so renommierte Gastautoren wie Alan Moore, Dave Sim und Neil Gaiman holte, sind die Skripts der Reihe bestenfalls erbärmlich zu nennen. Doch die Fans stört dies wenig, solange McFarlane die Feder schwingt und Zeichnungen zu Papier bringt, die auf den ersten Blick zu beeindrucken vermögen.
Als es nun daran ging, Spawn fürs Kino erneut zum Leben zu erwecken, da müssen die Produzenten die Idee gehabt haben, auch im neuen Medium den optischen Oberflächenreiz an oberste Stelle zu setzen. Dies wäre wohl gar nicht so falsch gedacht gewesen, bedenkt man wie beispielsweise The Crow schon zweimal dank durchstilisierter MTV-Ästhetik recht überzeugend den Sprung vom Papier zur Leinwand
geschafft hat. Doch dann folgte der verhängnisvolle Schluß, der perfekte Regisseur für den Film sei daher ein Debutant, der bisher bei ILM mit der Erstellung computergenerierter Spezialeffekte Aufsehen erregte.
Mark Dippé fehlt es leider an so ziemlich Allem, was einen talentierten Regisseur auszeichnet. Und so schleppt sich Spawn inspirationslos durch seine Laufzeit; mit einer kreuzbraven Inszenierung, die dem Film die Aura eines achtziger-Jahre
Direct-to-Video B-Pictures verleiht. Von optischem Reiz oder flotter Video-Stilisierung weit und breit keine Spur, und fatalerweise hat das Budget dann nicht einmal gereicht, um Dippé wenigstens die ambitonierten Computereffekte überzeugend ausführen zu lassen. Was hier an digitaler Grafik über die Leinwand flimmert, kennt man inzwischen aus aktuellen Computerspielen in weitaus höherer Qualität.
Blieben also höchstens noch die Schauspieler, um die Story vom Undercover-Agenten Al Simmons, der von einem Verbrecher getötet wird und dann als übermenschlicher Rächer aus den Fängen der Hölle zurückkehrt, einigermaßen sehenswert zu machen. Es mühen sich auch alle redlich; Michael Jai White füllt die Titelrolle adäquat aus, und Theresa Randle und Martin Sheen (tief, tief ist er gesunken) bürgen für solide Qualität. Aber auch sie können aus dem platten Drehbuch nicht mehr machen, als es hergibt (und das ist wahrlich wenig). Und der gnadenlos chargierende John Leguizamo in der Rolle eines höllischen Clowns agiert zwar mit manischer Energie, aber auch stets hart am Rande der Peinlichkeit, so daß nicht einmal hier Pluspunkte zu sammeln sind.
So ist Spawn also höchstens den eingeschworensten Fans des Comics zu empfehlen. Begeistern wird dieser Film jedenfalls höchstens ein ganz junges Publikum können. Und immerhin darin hat er seine Vorlage originalgetreu umgesetzt.