USA 1998 · 134 min. · FSK: ab 16 Regie: Barry Levinson Drehbuch: Kurt Wimmer, Stephen Hauser, Paul Attansio Kamera: Adam Greenberg Darsteller: Dustin Hoffmann, Sharon Stone, Samuel L. Jackson u.a. |
||
Unter Wasser |
Es beginnt mit einem Witz. Der Psychologe Norman Goodman wird überraschend in den Pazifik beordert. Für die Bush-Regierung hatte er einst eine pseudowissenschaftliche Arbeit verfasst, die Ratschläge für den Umgang mit Außerirdischen geben sollte. Solch ein Kontakt zu fremden Lebensformen scheint plötzlich kurz bevor zu stehen, tief drunten im Ozean ist ein offensichtlich noch bewohntes Raumschiff aufgefunden worden, und die Regierung hält sich nun pflichtschuldigst an Goodmanns leichtfertige, phantasievolle Tips: Vier Wissenschaftler, eine Biochemikerin, ein Physiker, ein Mathematiker – allesamt alte Bekannte von Norman –, und eben Goodmann, der Psychologe sollen die ersten Untersuchungen vornehmen. Diese minderqualifizierten Tiefseetaucher steigen nun begleitet von einem minimalen Team in die Tiefe hinab und schauen sich das riesige Fundstück aus der Nähe an.
Die Erforschung des Raumschiffs in Barry Levinsons Science-Fiction-Film Sphere erinnert an ein ganz anderes Genre, nämlich an Gruselfilme. Ahnungslos und heiter stapfen die dummen Irdischen in dieses Tiefseegeisterhaus; dabei öffnen sich Türen wie von selbst, tun sich Geheimgänge auf, Schimärenbilder wirbeln herum, Skelette und Fußspuren werden gefunden, und nebenbei unterhalten sich die Forscher über Zwischenmenschliches bis der nächste Schock kommt. Doch kein grauser Schloßherr will hurtig aus einem Sarg springen, den platten Horror zu vervollkommnen, stattdessen häufen sich die Indizien, daß es sich bei dem Raumschiff um ein menschliches handelt, und zwar eins, das aus der Zukunft stammt. Die übliche Gedankenjoungliererei á la Zurück in die Zukunft bringt ein so rastloser Film wie Sphere geschwind hinter sich, um sich noch diffuserem zuzuwenden: Die Wissenschaftler entdecken eine riesige, goldene Kugel, in die man auch einschlüpfen kann. Doch wehe dem, ders tut! Denn seine schlimmsten Albträume gehen danach in Erfüllung. Jawohl.
So. Und mit dieser Begründung ist der Film nach circa einer Stunde, nachdem er alle Anschlüsse entweder mit lustigen Sprüchen oder erneuter Action zugepfuscht hat, da angelangt, wo er hin wollte: Beim dramaturgisch willkürlichen Abhaken verschiedenster U-Boot-Katastrophen, wie Bränden oder Wassereinbrüchen. Als Karl Valentin einmal träumte, er sei eine Ente und würde einen Wurm fressen, wurde er noch rechtzeitig vor dem Verspeisen aufgeweckt; in Sphere werden die Menschen nur mühsam bewahrt vor ihren eigenen Phobien, wenn etwa ein gigantischer Tintenfisch ziemlich ruppig an das U-Boot-Türchen klopft. Für die Bewältigung all dieser Probleme stehen Schauspieler zur Verfügung, die den vielen Großaufnahmen locker standhalten können, darunter Dustin Hoffman als ständig daheranalysierender Psychologe, Sharon Stone als dessen – soviel soap muß sein – beleidigte Exfreundin und Samuel L. Jackson als undurchsichtiger Mathematiker.
Das Drehbuch, das auf einem Roman von Michael Crichton basiert, läßt die versammelten Akademiker unaufhörlich ihre geballte Bildung vor sich hinrülpsen; da wird je nach Bedarf von Mozart, vom Zen-Buddhismus und vom trojanischen Pferd gefaselt, so daß jeder Kreuzworträtselexperte seine Freude haben dürfte. Rain Main-Regisseur Levinson, der grade erst mit der Low-Budget-Produktion Wag the Dog bewiesen hat, zu welcher trockenen Fiesheit er fähig sein kann, zeigt in diesem, weit wässrigeren Psycho-Alien-Taucher-Trash selten mehr als Bildschirme mit seltsamen Computergraphiken und undurchschaubare technische Verrichtungen, dazu gibts auf der Tonspur dramatische Musik und Stimmen, die sich bibbernd beim Vornamen nennen: Ted, kennen Sie den Terminus überreagieren? Nach Sphere kennt der Zuschauer zumindest ein gutes Beispiel dafür: Wenn man eine klitzekleine Idee hat und dann zig Millionen im Meer versenkt, um rauszukriegen, ob sie was taugt.