USA 2014 · 93 min. · FSK: ab 0 Regie: Paul Tibbitt Drehbuch: Glenn Berger, Jonathan Aibel Kamera: Phil Meheux Schnitt: David Ian Salter |
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Mal sehen, worauf die Kinder nach dem Film Appetit haben… |
»Was ist schlimmer als Vögel, die sprechen? Vögel, die singen.« Sagt der Seeräuber Burger Beard (Antonio Banderas) zu den animierten Möwen, die auf seinem Schifflein herumhüpfen und bespaßt werden wollen.
Was ist noch schlimmer als singende Möwen? Wenn in der Unterwasserstadt Bikini Bottom keine Krabbenburger mehr produziert werden können. Sie sind das Opium des Bikini-Bottom-Volkes. Keine Krabbenburger heißt kein Zusammenhalt. Heißt: Apokalypse right now! Asozialität und Chaos brechen am Meeresboden aus. Unmenschlichkeit macht sich breit. Solidarität ist Selbstmord. Jeder gegen jeden. Wüste Gestalten mit der Optik aus den Punk-, Leder-, SM- und Rocker-Szenen, unterfüttert mit der Martialität von Legofiguren, halten Bikini Bottom in schlechtem Atem. Harmonie war gestern. Heute bekriegen sich alle im Überlebenskampf. SpongeBob hält das nicht aus. Er ist ein feiner Kerl. Er will die Idylle wiederherstellen und kämpft. Auf allen Kanälen. Mit allen Mitteln. In Zeichentrick-, Realfilm- und computeranimierten Sequenzen.
Dem Hybridfilm SpongeBob Schwammkopf 3D gelingt es großartig, all diese verschiedenen Elemente miteinander in Einklang zu bringen. Er ist nicht so anarchisch und verrotzt wie »South Park«, aber eine ebenso tolle und crossmediale Collage aus Fotos, Filmen und schlecht, aber hingebungsvoll gesungenen Liedern. Und das alles auch noch in 3D. Doch die Geschichte leidet nicht unter den technischen Herausforderungen.
Antonio Banderas spielt seinen romantisch-zottligen Piraten mit Leib und Seele. Er lässt sich mit Haut und Haar auf seine Figur und den Slapstick ein. Der sanft-naive Wirbelwind SpongeBob kämpft bis zur Erschöpfung. Eine Welt ohne Krabbenburger kann nicht die seine sein. So zieht er mit Sheldon J. Plankton, dem Erzfeind und Besitzer vom Burger-Konkurrenzrestaurant »Abfalleimer«, los. Die Geschichte des Film ist Roadmovie, Superheldenfilm, postapokalyptisches Abenteuer und Zeitreise. Sie ist witzig, kurzweilig, hinreißend, voller Dynamik und popkultureller Referenzen.
Eine Art Cameo-Auftritt erfährt ein Tümmler. Dieser ist auf einer Raumstation seit Tausenden von Jahren mit der Aufgabe betraut, durch bloßes Dastehen und Hinstarren das Zusammenstoßen von Jupiter und Saturn zu verhindern. Als SpongeBob und Plankton auf ihrer Burger-Rettungstour bei ihm eintreffen, will der Tümmler die Gelegenheit nutzen, um endlich auf’s Tümmlerklo gehen zu können. Als er entlastet zurückkehrt, hängt ihm noch das Toilettenpapier aus dem königshaften rotsamtenen Umhang. Die Planeten haben den günstigen Zeitpunkt auch für sich genutzt und sind ineinander gekracht.
Im großen Finale wachsen die Figuren über sich hinaus. Die digital aufgeplusterten Reminiszenzen an Actionhelden der Comic-Historie verlieren temporär ihre Niedlichkeit. Im wohlbekannten Knuddel-Format werden sie alle in ihre Unterwasserheimat Bikini Bottom zurückkehren. Und sollte am Ende des Films alles so sein, wie es am Anfang war, wird SpongeBob, der gelbe Kämpfer und Burger-Sympathisant, sehr, sehr glücklich sein.