USA/S 2002 · 100 min. · FSK: ab 16 Regie: Jonas Åkerlund Drehbuch: Will De Los Santos, Creighton Vero Kamera: Eric Broms Darsteller: Jason Schwarttman, Mickey Rourke, Brittany Murphy, John Leguizamo u.a. |
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Der Koch im Rausch |
Ross, der eigentlich nur bei Dealer Spider Mike Methamphetamin-Nachschub besorgen wollte, sieht sich unversehens zum Fahrer des Cooks befördert, der das Zeug herstellt. Drei rauschverwirrte Tage lang begleiten wir ihn auf seinen Fahrten mit dem Koch oder dessen Freundin Nikki, beobachten, wie harte Drogenpolizisten seinen Kumpel Frisbee in die Mangel nehmen, und erfahren, das sexuelle Beziehungen zwischen Abhängigen nie die Hauptsache sein können.
Mal angenommen, dieser 100-minütige Bilderrausch eines verdient-provokativen Videoclip-Regisseurs sei eine Komödie: An den zum Teil wunderbar gegen den Strich besetzten Darstellern kann man sich wohl erfreuen. Es gibt ein Wiedersehen mit Mickey Rourke als abgefucktem Cook und Debbie Harry als lesbischer Nachbarin, die Polizisten-Abziehbilder Peter Stormare und Alexis Arquette (im Freddy-Mercury-Look, nicht als fader Streifenbulle wie sein Bruder David in Scream) überspielen, was das Zeug hält. Und auch die Jung-Diven Mena Suvari als Spider Mikes Freundin Cookie und »Nikki« Brittany Murphy zeigen nach Hollywood-Hochglanz-Auftritten Mut zur Hässlichkeit. Komische Typen gibt es reichlich, von der überkandidelten Tunte (Eric Roberts) zum unterbelichteten Junkie Frisbee (Patrick Fugit). Ach ja, im Leben Drogenabhängiger finden sich, wie wir spätestens seit Trainspotting wissen, so manche Absurdität, wenn die Realität mal wieder mit den persönlichen Halluzinationen kollidiert oder die »Dialoge« die Selbstbezogenheit der Sprecher entlarven. Aber das klingt ja schon fast wieder ernst: Dagegen gibt es für die Freunde des modischen Humors unter der Gürtellinie unter anderem eine Masturbations- und eine Fäkal-Szene. Das Rating in den USA verdient sich Spun redlich durch: »Violence, Nudity, Strong Sexual Content, Adult Humor, Profanity, Substance Abuse« – was das Herz begehrt ...
Aber wie könnte man den Film anders als eine Komödie sehen? Nur, weil die komischen Szenen bei versehentlichem Einschalten des Gehirns während der Berieselung ziemlich grauenhaft wirken? Weil die Konzentration der Protagonisten auf den Dauer-Rausch sie so von der Realität entfernt, dass eine ans Bett gefesselte Geliebtehoppla- mal für drei Tage vergessen wird? Weil die Weigerung der Hauptperson Ross, das Leben wahrzunehmen, ihn nach wie vor um genau das bringt, was er am meisten vermisstseine Ex-Freundin? Nein, darum geht es eigentlich nicht. Oder erst in zweiter, dritter, letzter Linie, wenn Regisseur Akerlund seiner Lust am körnigen Bild, am schnellen Schnitt, an der verdrehten Perspektive ausgiebig genug gefrönt hat. Das ist cool, ebenso wie der Score, der unter anderem von Billy Corgan (Smashing Pumpkins) erstellt wurde. Und die Substanz? Da muss es reichen, dass der Autor von Drehbuch (und zu Grunde liegendem Roman), Will De Los Santos, aus eigener Drogen-Erfahrung schreibt. Um eine dezidierte Aussage drückt sich der Film wer Augen hat, die Schattenseiten des Drogenkonsums zu sehen, der wird sie auch hier finden. Und die anderen? Nun, in Anbetracht der Tatsache, dass manche auch Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo als vorbildhafte Hymne auf den Rausch verstanden haben, Spun tut nichts, sie von dieser Ansicht abzubringen. Have Fun!