Frankreich 2006 · 102 min. · FSK: ab 12 Regie: Christophe de Ponfilly Drehbuch: Rim Turkhi, Christophe de Ponfilly Kamera: Laurent Fleutot, Didier Portal Darsteller: Sacha Bourdo, Najmudine, Patrick Chauvel, Moalemalef Sourat u.a. |
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Das Kind und der Krieg |
Auf einer idyllischen Wiese unter Obstbäumen sitzt spielend ein kleines Kind. Die Eltern arbeiten nicht weit entfernt auf dem Feld und nur die kleine Schwester bemerkt den Gegenstand, den der Junge in seinen Händen dreht und wendet. Sie ruft ihren Vater, der gelaufen kommt und dem Jungen, den Gegenstand aus der Hand entnimmt. Ganz vorsichtig. Dann wirft er ihn mit einem Ruck über den nächsten Hügel und wir ahnen es schon, bevor wir es sehen: eine Mine explodiert. Dies ist eine der ersten Einstellungen des Spiefilms Der Stern des Soldaten. Minen sind ein Erbe in Afghanistan, dem Land in dem kein Frieden einkehren will.
Es ist die Geschichte des jungen Nikolaj, der 1984 ungewollt in einen Krieg verwickelt wird und schließlich gezwungenermaßen die Seiten wechselt. Gefilmt in ruhigen, langsamen Bildern mit der Stimme von Hanns Zischler, der uns Nikolajs Geschichte erzählt.
»Wenn du desertierst, bist du tot.«, sagt Valoudia zu Nikolaj an einem Abend im sowjetischen Militärlager. »Wir sind doch schon tot«, antwortet Nikolaj darauf.
Der Stern des Soldaten ist ein Film über den Kampf für die Freiheit, die Grausamkeiten des Kriegs und die Zwangsrekrutierung von Menschen. Und vor allem über das Fremde.
Als Nikolaj von den Mudschahidin gefangen genommen wird, hat er Angst vor diesen Monstern, die ihm von den sowjetischen Militärführern in den glühendsten und grausamsten Farben geschildert wurden. Und nicht alle sind ihm wohl gesonnen, aber er hat Glück. Er bleibt am Leben und wird mit der Zeit zu dem Afghanen Ahmad. Lernt ihre Sprache und ihre Gepflogenheiten.
Der französische Journalist und Regisseur Christophe de Ponfilly reiste seit 1981 regelmässig nach Afghanistan und drehte Reportagen, die international Beachtung fanden. Der Stern des Soldaten war sein erster Spielfilm. Immer wieder scheint es einem, als müsste man zwischen den Zeilen lesen, als würde mehr dahinter stecken als wir sehen. Gerne würde man den Regisseur zu seinem Film befragen, aber er nahm sich noch vor der Weltpremiere auf den Filmfestspielen in Venedig 2006 das Leben. Und so bleibt uns der Film mit Nikolaj, den es wirklich gab und eine Neugier auf dieses fremde Land, von dem wir so wenig wissen.
Zum Schluss, im Abspann sehen wir den echten Nikolaj, als kleinen Ausschnitt auf der großen Leinwand. Gefilmt mit einer Schmalfilmkamera im Gespräch mit einem Mudschahedin. Zu dem Zeitpunkt wissen wir schon, dass Nikolaj seine Reise in die Freiheit nicht überlebt hat.
Es gibt viele Gründe ins Kino zu gehen. Einer davon kann sein, etwas mitzubekommen, das einem Geschenk gleicht. Eine neue Erkenntnis, ein Kennenlernen des Fremden, eine Grenzüberschreitung. Der Der Stern des Soldaten ist das alles.