USA 1998 · 132 min. · FSK: ab 12 Regie: Tony Scott Drehbuch: David Marconi Kamera: Daniel Mindel Darsteller: Will Smith, Gene Hackman, Jon Voight, Lisa Bonet u.a. |
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Im Fadenkreuz |
Am Anfang steht eine Bluttat. Zufällig wird die Ermordung eines US-Senators durch die Beobachtungskamera eines jungen Naturwissenschaftlers aufgezeichnet. Weil die Aufdeckung einer Verschwörung droht, tut Thomas Reynolds, Chef einer mysteriösen Staatsorganisation namens NSA (die es in den USA angeblich tatsächlich gibt) alles,um die Aufnahme in seine Hände zu bekommen.
Die befindet sich im Besitz des jungen Anwalts Robert Dean (Will Smith) der davon aber zu seinem Leidwesen gar keine Ahnung hat. Er wird gejagt, verliert auf der Flucht vor der NSA Familie, Beruf, Geld und schließlich sogar seine Kleidung – nur seinen Glauben an die Gerechtigkeit verliert er nie.
Tony Scott (True Romance) hat sich in Enemy of the State viel vorgenommen. Denn nicht nur ein rasanter Actionthriller sollte sein neuer Film werden, sondern auch ein engagiertes Plädoyer gegen den Überwachungsstaat und für bürgerliche Freiheiten.
Über weite Strecken gelang ihm beides sehr gut: In packenden, nie gesehenen Bildern -Zooms aus dem Weltraum in die Straßen der Großstadt- behauptet er die universale Durchdringung des Alltags mit elektronischen Wanzen und versteckten Kameras.
So entsteht das glaubwürdige aber spektakuläre Portrait einer westlichen Demokratie, die faktisch von einer Orwell-Diktatur kaumnoch zu unterscheiden ist.
Dabei feiert die Geschichte jene auf sich gestellten Einzelnen, die der
totalen Überwachung ein Schnippchen schlagen. Man könnte hier die Feier eines Hyperliberalismus entdecken, der im Staat nur noch das Böse sehen will und umgekehrt im technisch versierten Anarchismus das humane Ideal entdeckt.
Aber Enemy of the State entzieht sich dieser wie anderen einseitigen Deutungen. Viele Interepretationen sind angelegt, keine überwiegt. Man mag solche Unentschiedenheit beklagen, aber zumindest in einem ins Enemy of the State ein subversiver Film: Er bietet keine billigen Auswege, und er beschreibt nicht nur, sondern kritisiert deutlich die Macht der Überwachungstechnik.
Die Geschichte dieses Mannes, der für kurze Zeit alles verliert, was sein Leben ausmacht, erinnert an North by Northwest. Sie zeigt, wie relativ alles ist, was wir sicher zu haben glauben.
Unterstützt wird dieser Eindruck durch Tony Scotts listige Inszenierung: Bis hin zur Besetzung (Neben einem genial-verschrobenen Gene Hackman, neben John Voight, Gabriel Byrne und Jason Robards wirkt
ausgerechnet Hauptdarsteller Will Smith nicht richtig überzeugend. Sein Sprung vom Komödiantischen und Comichaften ins ernste Thrillerfach gelingt nicht gut; man nimmt diesem Dean seine Lage nie wirklich ab) nutzt er jedes Mittel, um sein Publikum in die Irre zu führen.
Gelungene Unterhaltung, Mut zu Gedankenspielen und Freiräumen, spannend!