GB/CDN/USA 2018 · 99 min. · FSK: ab 0 Regie: Jon S. Baird Drehbuch: Jeff Pope Kamera: Laurie Rose Darsteller: Steve Coogan, John C. Reilly, Shirley Henderson, Nina Arianda, Rufus Jones u.a. |
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Biedere Bebilderung der Ereignisse |
In den 40er Jahren hatten die großen Studios die totale Macht in Hollywood übernommen. Deren Arbeitsweise widersprach Laurel und Hardy, die ohne Drehbücher arbeiteten, gern improvisierten und mit ihrem frühen ersten Produzenten, dem legendären Hal Roach, der auch der Erfinder der »Kleinen Strolche« war, einen idealen Mentor gefunden hatten, der ihnen die Freiheit ließ, die sie brauchten.
Weil ihnen die Studios dann keine Unabhängigkeit mehr zugestehen wollten,
verabschiedeten sich Laurel und Hardy vom Filmgeschäft, und kehrten zu ihren Anfängen zurück, Live-Auftritten auf der Theater-Bühne vor ausverkauftem Haus.
Aber auch hier hat sich vieles verändert, auch hier spannen die Vertreter von Kommerz und Kapitalismus die Komik-Künstler in einen eisernen Schraubstock. Das ist die eine Seite dieser Geschichte: Das zunehmend verzweifelte Bemühen von kreativen Künstlern darum, ihre Unabhängigkeit und kreative Freiheit zu bewahren, sich nicht dem Kommerz unterordnen zu müssen.
Die andere Seite ist die persönliche. Seit Jahrzehnten sind Laurel und Hardy ein Berufspaar. Sie verbringen miteinander mehr Zeit als mit ihren Ehefrauen. Es gibt Rivalitäten und Eifersucht, und wie in einer alten Ehe hat sich die Beziehung ganz schön abgenutzt.
Die Geschichte, die der Film Stan & Ollie erzählt, ist interessant. Sie erinnert uns an vergessene Zeiten des Showbetriebs. Die beiden Hauptdarsteller Steve Coogan und John C. Reilly sehen den Originalen relativ ähnlich. Aber es fehlt aller Charme. Der Funken will nicht überspringen. Das Drehbuch von Jeff Pope ist sachlich, und oft amüsant. Der Film spielt auf zwei Zeitebenen: 1937, noch in Hollywood, und dann Anfang der 50er Jahre, als der ganz große Ruhm schon vorbei ist. Die spannendste Figur in dieser vom schottischen Regisseur Jon S. Baird inszenierten Geschichte ist der Auftritt von Danny Huston als Studioboss Hal Roach.
Stilistisch bewegt sich der Film in engsten Grenzen. Dies ist eine biedere Bebilderung der Ereignisse, ohne eigene Handschrift, und ohne erkennbare Haltung.
Alles ist von einer gewissen nostalgischen Melancholie, einer Sehnsucht für de »gute alte Zeit« durchtränkt – aber diese Sehnsucht ist weniger bittersüß, als vor allem süßlich. Im Zweifelsfall wird hier alles weichgespült, bleibt alles nett und niedlich.
Die Show muss weitergehen, um jeden Preis. Das ist die schmierige Moral, die dieser Film selbst propagiert, und dabei völlig außer Acht lässt, wie sehr seine eigenen Hauptfiguren unter solchen Sprüchen gelitten haben.
Ähnlich wie andere frühe Komiker, wie Buster Keaton, Charlie Chaplin, die Marx-Brothers, waren Laurel und Hardy Anarchisten, subversive Komiker, die auf der Seite der »kleinen Leute« und der Kinder im Erwachsenen den Konsens, den Anstand, die guten Überzeugungen des bürgerlichen Publikums infrage gestellt haben.
Dieser Film aber stellt nichts infrage – er ist an keiner Stelle auch nur annähernd so subversiv und anarchistisch wie Stan und Ollie.