USA 1997 · 129 min. · FSK: ab 18 Regie: Paul Verhoeven Drehbuch: Edward Neumeier Kamera: Jost Vacano Darsteller: Casper Van Dien, Dina Meyer, Denise Richards, Jake Busey |
Starship Troopers wird beworben als der neue Film des Regisseurs von Robocop und Total Recall. Keine Verweise auf Paul Verhoevens heißdiskutierte letzte Filme Basic Instinct und Showgirls. Und eine Zukunftsvision, daß ist genau die Richtung in die der Film ziehlt. Auf aufschweifende Nacktszenen wird hier verzichtet. Nur eine kollektive Duschszene und eine kurze Sexszene schweifen von der straighten Handlung ab.
Denn schließlich geht es mal wieder um die Rettung der Welt. Starship Troopers spielt im 23. Jahrhundert, die Welt wird von einer Militärbehörde regiert. In der Romanvorlage von Robert Heinlein aus dem Jahr 1959 hat diese Regierung noch ganz deutliche faschistische Züge, was im Film unwichtig erscheint. Es gibt in dieser Zukunftswelt also zwei Arten von Menschen: Bürger und Soldaten. Die jungen Helden der Geschichte haben gerade ihren High-School Abschluß gemacht und beschließen allesamt einen Militärdienst abzuleisten. Der hübsche Johnny Rico tritt der mobilen Infanterie bei, um seiner Freundin Carmen, die sich zur Raumschiffpilotin schulen läßt, zu imponieren. Das zweite hübsche Mädel Dizzy findet sich in der selben Infanterie-Abteilung wieder wie Johnny, und der vierte im Bunde, Carl, taucht dank seiner telepathischen Fähigkeiten in einer Führungsetage unter. Wegen seiner Militärausbildung überwirft sich Johnny mit seinen Eltern in Buenos Aires. Er macht sich allerdings richtig gut, wird schon bald zum Kompanieführer. Dann bricht das Chaos über Johnny her: seine Freundin Carmen trennt sich per Videoübertragung von ihm, ein Mitglied seiner Kompanie wird durch Johnnys Verschulden bei einer Übung getötet und schließlich radieren die ausserirdischen Erzfeinde, die Insekten von Klendathu, ausgerechnet Buenos Aires aus. Also kehrt Johnny zu seinem eben quittierten Militärdienst zurück und der Krieg beginnt.
Die Erdlinge rüsten zum Gegenschlag. Die Infanterie greift den Planeten P an. Aber sie haben ihre Insektengegner gründlich unterschätzt. 100.000 Mann sterben bei dieser Aktion, auch Johnny überlebt nur knapp. Nach seiner Genesung geht der Kampf gleich weiter. Unter der Leitung seines ehemaligen Highschool Lehrers Rasczak landen die Troopers wieder auf Klendathu. Sie müssen es hier mit einer Übermacht von Käfern und Scharben aufnehmen und den »intelligenten« Käfer finden, der die Angriffe der Insekten steuert. Immer wieder neue Monster tauchen auf, und es schaut einige male richtig schlecht aus für die Menschheit. Daß sich zu dieser Kriegshandlung auch noch einige zwischenmenschliche Verstrickungen ergeben läßt sich nicht vermeiden. (Aber Achtung: tragisch!) Das Thema Liebe nimmt in Verhoevens Film aber wirklich eine zweitrangige Stellung ein, denn Starship Troopers ist ein astreiner Kriegsfilm. Die Kämpfe der Infantrie auf unwegsamen Planeten gegen die unmenschliche Insekten wirken wie überdrehte Szenen aus Zeiten eines ersten Weltkriegs. Die überdimensionalen Küchenscharben wirken, trotz sorgfältiger Computeranimation, seltsam irreal. Gerade das macht den Film aber erst so richtig sehenswert. Denn ein furchtbar ernst inszenierter Kampf zwischen zwei Welten, dazu Menschen die aufgespießt werden von einem völlig indiskutablen Gegner und später in ihren Einzelteilen am Boden zerstreut liegen. Das wirkt äußerst seltsam und immer mehr wirkt dieses Szenario amüsant. Spätestens wenn am Ende die telephatisch veranlagte Führungsetage in ihren Gestapomänteln auftaucht kann man diesen Film nicht mehr ernst nehmen.
Stellt sich die Frage ob Paul Verhoeven all die patrotischen, amerikanischen Details dieses Films ernst nimmt oder ironisieren will. Es gibt die jungen, hübschen Beverly Hills look-a-like Darsteller, das unmenschlich harte Ausbildungslager für die angehende Infanterie, eine starke Lehrer-Schüler Beziehung und viele andere typisch amerikanisch, patriotische Anzeichen. Dazu kommen noch regelmäßige Einblendungen eines fiktiven Multimedia-Senders Fed Net. Hier werden Werbungen für die Armee und die neuesten Nachrichten verbreitet, und dies auf unbestreitbar belustigende Art und Weise. Nehmen wir also an Paul Verhoeven ist es wirklich gelungen mit all diesen Amerikanismen zu spielen, dann kann man sich gemütlich zurücklehnen und den wahrscheinlich teuersten Trashfilm des Jahres so richtig geniessen.
P.S.: Auch bei diesem Film scheint sich ein trauriger Trend fortzusetzen. Nachdem Ende der Achtziger die deutsche Kino-Zensur langsam ausgestorben schien, kehrt sie mittlerweile zurück wie ein verwester Nebendarsteller in einem Romero-Film. Jüngst forderte die Rücksichtnahme auf die FSK bereits Opfer in Scream und Alien: Resurrection, und wie der Verleih verlautbaren ließ, wird es in der deutschen Fassung von Starship Troopers ebenfalls drastische Schnitte geben – es war die Rede von üppigen 10 Minuten.
Ein Grund mehr, sich lieber die Originalfassung anzusehen.
Thomas Willmann