Deutschland 2018 · 90 min. · FSK: ab 0 Regie: Sven Unterwaldt jr. Drehbuch: Toby Genkel, Gerrit Hermans, Marco Petry, Hortense Ullrich, Peter Maffay Musik: Peter Hinderthür Schnitt: Nana Novosad |
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Freundschaft kennt keine Grenzen |
»Irgendwo tief in mir bin ich ein Kind geblieben
Erst dann, wenn ich’s nicht mehr spüren kann
Weiß ich, es ist für mich zu spät
Zu spät, zu spät«
- Peter Maffay, Ich wollte nie erwachsen sein
Ich muss auf einem anderen Planeten gelebt haben, als 1983 »Tabaluga« auf die Welt kam – und zwar in Form eines Konzeptalbums, das vom deutschen Rocksänger Peter Maffay, dem Kinderliedermacher Rolf Zuckowski und dem langjährigen Maffay-Textautor Gregor Rottschalk konzipiert worden war. Denn weder den unheimlichen Erfolg dieses und der fünf Nachfolgealben, die Tourneen und Live-Alben, das Musical, die Fulldome-Show, noch die in über 100 Länder verkaufte Zeichentrickserie habe ich auch nur in Ansätzen wahrgenommen. Erst als ich von einer Freundin erfuhr, dass sie bei der Tabaluga-Kinderstiftung Arbeit gefunden hatte, und vom verstorbenen Onkel eines Freundes hörte, der auf seiner Beerdigung den Tabaluga-Song »Ich wollte nie erwachsen sein« spielen ließ und die Trauergäste damit nachhaltig erschütterte, wurde mir bewusst, welche Bedeutung dieses Coming-of-age-Musical-Franchise um einen kleinen Drachen hat, der versucht einigermaßen schadlos erwachsen zu werden und dabei unzählige Abenteuer bestehen muss, vor allem gegen seinen ewigen Antagonisten Arktos, einen lebendigen Schneemann, der es auf die Feuerkraft der Drachen abgesehen hat.
Eine Art Destillat dieser Abenteuer ist nun von Sven Unterwaldt für einen abendfüllenden Zeichentrickfilm animiert worden. Unterwaldt, der vor allem mit seinen Otto-Filmen (7 Zwerge) Box Office Germany Awards sammelte und sich erfolgreich des ersten Teils der Schrumpf-Bücher von Sabine Ludwig (Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft) angenommen hat, zeigt auch in Tabaluga sein Gespür dafür, ein bereits erfolgreiches Produkt nicht nur werkgetreu zu adaptieren, sondern über dezente Modifikationen der Charaktere und der Geschichte gegenwartstauglich zu frisieren.
Sieht man sich eine alte Tabaluga-Folge der Zeichentrickserie an, wird schnell deutlich, wie wichtig ein Relaunch hier war. Nicht nur wurde die Animation auf Gegenwartsniveau angehoben, sondern auch die Geschichte und vor allem die Moral der Geschichte so gestrafft, dass sie zwar an die immer wieder radikale Poesie von Pixar und Illumination weiterhin nicht heranreichen, aber für kleinere Kinder konzeptuell ähnlich gut funktionieren dürfte wie die moralisch vergleichbar disponierte Welt des kleinen Drachen Kokosnuss, wo ja vor allem gelernt werden soll, dass Freundschaft keine Grenzen kennt.
Für die Erwachsenen bleiben in Tabaluga immerhin zwei Ebenen übrig, um den Familienfilm zu komplettieren: die leicht zu dechiffrierende politische Symbolik (Demokratie vs. Autokratie), deren Bedeutung durch die üblichen Angriffe in Liebe und Freundschaft zwar nicht realistisch, aber »berührend« in ihre Schranken verwiesen wird. Und dann natürlich die Musik. Für Maffay-Fans mag es vielleicht ein wenig enttäuschend sein, dass nicht alle Lieder von Maffay gesungen werden, aber da es ebenso viel Verächter wie Fans von Maffays Musik gibt, dürfte auch hier Unterwaldt den richtigen Kompromiss gefunden haben.