USA/GB 2021 · 128 min. · FSK: ab 12 Regie: John Madden Drehbuch: Michelle Ashford Kamera: Sebastian Blenkov Darsteller: Colin Firth, Matthew MacFadyen, Kelly MacDonald, Jason Isaacs, Mark Gatiss u.a. |
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For He’s a Jolly Good Fellow... | ||
(Foto: Warner Bros.) |
Wie wichtig es ist, die Filmproduktionen aus dem Vereinigten Königreich (oder den USA mit England-Bezug) der Nach-Brexit-Zeit auf ihren propagandistischen Kern zu überprüfen, konnte man bereits an Filmen wie Downton Abbey oder Mary Poppins' Rückkehr sehen. Und was dort zu sehen ist, sehen wir natürlich auch in John Maddens Verfilmung von Ben Macintyres 2010 erschienenem Buch über die Operation Mincemeat (so auch der Originaltitel des Films), ein legendäres Täuschungsmanöver der britischen Armee, das tatsächlich 1943 so stattgefunden hat, als die Alliierten einen gemeinsamen Großangriff planten, die britischen Streitkräfte sich auf die Invasion Siziliens vorbereiteten und zwei Geheimdienstoffiziere die Deutschen mit Desinformationen täuschen mussten, um sie dadurch von dem geplanten Abgriff abzulenken.
Warum man diesen großen Erfolg der Engländer erst jetzt für das Kino verfilmt hat – eine kleinere BBC-TV-Produktion aus dem Jahr 2010 gibt es bereits – liegt auf der Hand. England war nie isolierter und politisch geschwächter als nach dem Brexit, deshalb ist es nur allzu verständlich, dass das Kino nicht anders als während des Zweiten Weltkriegs wie etwa mit Sidney Gilliats and Frank Launders Millions Like Us (1943) oder J. Lee Thompson Ice Cold in Alex (1958) ein wenig psychologische Aufbauarbeit leistet. Natürlich nicht ganz so offensichtlich wie in Millions Like Us, der ja in eben jenem Jahr entstanden ist, in dem sich Operation Mincemeat zugetragen hat und in der immerhin die wichtige Rolle der Frauen im Krieg thematisiert wurde, ein Thema, das auch in Die Täuschung mit einbezogen wird, allerdings aus ganz anderen Gründen als damals.
Trotz dieser nationalistischen Grundierung, den ganz und gar eindeutig verteilten Rollen von Gut und Böse, ist dies ein interessanter und sehenswerter Film. Nicht nur, weil es Spaß macht, endlich mal wieder so richtige Nazis bei ihrem bösen Werkeln zuzusehen und sie dem unschlagbaren britischen Stiff-Upper-Lip-Humor und Buddy-Movie-Charme erliegen zu sehen, sondern auch um ein Stück Geschichte gut erzählt und angenehm altmodisch inszeniert zu genießen, das mit ein paar humorvollen und nachdenklichen Verweisen, etwa auf den James Bond-Autor Ian Fleming (hier von dem Sänger Johnny Flynn verkörpert) und Winston Churchill (Simon Russell Beale) und mit erwartungsgemäß überzeugenden schauspielerischen Leistungen britischer Urgesteine wie Colin Firth, Jason Isaacs und Penelope Wilton aufwarten kann. Und natürlich wird über Kelly Macdonald auch eine der hervorragenden, jüngeren britischen Schauspielerinnen ins Boot geholt, über die dann eine vielleicht etwas aufgesetzte Liebes- und Spionagegeschichte in den Plot eingewoben wird.
Weshalb man nach dem Film dann auch das sehr wohltuend sättigende Gefühl hat, nicht einseitig, sondern sehr gesund ernährt worden zu sein. Und mehr noch in Zeiten des despotischen Angriffskriegs Russlands auch ein wenig Trost erhält. Denn nicht anders als damals wird wie bislang jeder Despot am Ende fallen. Nicht nur durch den Kampf auf dem Schlachtfeld, sondern auch durch meisterliche Inszenierungen der gegnerischen Geheimdienste und Helden, wie wir sie in Operation Mincemeat bewundern dürfen.