Großbritannien/USA 2003 · 135 min. · FSK: ab 6 Regie: Richard Curtis Drehbuch: Richard Curtis Kamera: Michael Coulter Darsteller: Bill Nighy, Colin Firth, Sienna Guillory, Liam Neeson, Emma Thompson u.a. |
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Alan Rickman und Laura Linney |
Da ist er, der Weihnachtsfilm 2003! Richard Curtis' Film Tatsächlich Liebe ist eine hochgradig starbesetzte Romantic Comedy um ein knappes Dutzend Liebespaare und ein knappes Dutzend Happy Ends. Curtis ist bereits Drehbuchautor (aber eben nicht Regisseur!!) dreier der erfolgreichsten und besten Filmkomödien des letzten Jahrzehnts: Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Notting Hill und Bridget Jones. Man glaubt also zu wissen, was einen erwartet...
Alles beginnt und endet auf dem Londoner Flughafen: Dazwischen vergehen die Wochen bis Weihnachten, werden zehn Geschichten von zehn unterschiedlichen Paaren erzählt. Alle sind ein bisschen verklemmt und trotz gehobenem Lebensstandard supernormal. Alan Rickman ist ein Chef, an den sich Mitarbeiterin ranmacht, Laura Linney eine unscheinbare Angestellte, die auf den Beau der Firma ein Auge geworfen hat, Colin Firth ein britischer Schriftsteller, der sich in seine portugiesische Putzfrau verliebt, von deren Sprache er leider kein Wort versteht – sie umgekehrt nichts von seiner. Emma Thompson spielt Hugh Grants Schwester, Hugh Grant spielt nichts Geringeres, als den britischen Premierminister, und Billy Bob Thornton spielt den US-Präsidenten als Mischung aus Bill Clinton und George Bush.
Leider sieht man ihn aber nur fünf von immerhin 129 Minuten auf der Leinwand, und Hugh Grant insgesamt vielleicht eine gute Viertelstunde. Denn mitunter wirkt Tatsächlich Liebe so, als hätte Curtis seinen »Ordner für noch nicht verwendete Ideen« kurzerhand daheim auf dem Schreibtisch ausgekippt, die Karteikärtchen nach dem Zufallsprinzip gemischt, und dann eines nach dem anderen abgeschrieben. Von Dramaturgie kaum eine Spur. Der Film ist mindestens eine halbe Stunde zu lang, von den zehn Episoden hätte man drei ersatzlos verschwinden lassen und drei weitere stark zusammenstreichen müssen, um die Verwirrung erträglich zu halten. So ist das Ergebnis zunächst einmal konfus und lahm, vor allem aber nicht wirklich interessant. Und auch nicht richtig lustig. Denn nicht jeder Witz zündet und die Pausen dazwischen werden von so schmalzigem Geklimper untermalt, das es manchmal nicht mehr zum Aushalten ist.
Was den Film rettet, ist – neben zwei, drei wirklich rührenden Momenten am Ende – der Auftritt von Hugh Grant. Inzwischen erinnert er an Cary Grant zu seinen besten Zeiten: Gutausehend, charmant und routiniert, ist es ein Genuß, ihm zuzusehen. In der Rolle des britischen Premier ist er genau das, was Tony Blair einmal war, als der Lack noch nicht bröckelte – und wenn er in »Downing Street 10« zur Disco-Rythemen tanzt, oder in Reden vom »Land von Shakespeare, Churchill, Beatles, Harry Potter« schwärmt, ist das so gekonnt albern, dass man seiner netten Mitarbeiterin nur zustimmen mag: »Fast könnte man wieder zur Patriotin werden.« Aber eben nur fast...