USA 1997 · 105 min. · FSK: ab 12 Regie: Jocelyn Moorhouse Drehbuch: Laura Jones Kamera: Tak Fujimoto Darsteller: Michelle Pfeiffer, Jessica Lange, Jennifer Jason Leigh, Jason Robards u.a. |
Kinder sind undankbar. Auch wenn es die Eltern noch so gut meinen mit ihren lieben Kleinen, müssen sie irgendwann erfahren, daß die Kids die Hand beißen, die sie streicheln will. Denn zuviel Liebe nervt auch.
Wenn drei Schwestern, die so gutaussehend und intelligent sind, wie Jessica Lange, Michelle Pfeiffer und Jennifer Jason Leigh, einen Bauernhof geschenkt bekommen, muß es ja Ärger geben. Weil man das als kluger Kinozuschauer von Anfang an ahnt, schaut man gleich ein bißchen genauer hin. Dabei fängt der Film an wie eine dieser unzähligen Appelpie-Komödien aus Hollywood: Man sieht eine glückliche Middlewest-Familie, die offenbar zuviel Steaks ißt und zu dicke Autos fährt, weil Steaks und Benzin in Amerika bekanntlich spottbillig sind.
Im klassischen Western bekam man immer wieder die Versöhnung der US-Familie erzählt. Verlorene Söhne kehrten heim, und anerkannten die Ideale ihrer Väter. Ordnung wurde hergestellt, Rebellion gezähmt, oder der das Hergebrachte stabilisierende Kern in ihr enthüllt. Was davon übriggeblieben ist, erzählt Tausend Morgen.
Der alte Papa Cook der keine Söhne hat, will sein Land unter seinen Töchtern verteilen. Nur die jüngste, die intelligente Caroline (Jennifer Jason Leigh) ist skeptisch, und weil sie das auch sagt, wird ihr Anteil kurzerhand den beiden älteren Schwestern zugeschlagen. Beide sind im Gegensatz zur spröden Caroline, die gleich nach dem Eklat erst einmal aus dem Film verschwindet, sympathisch und patent. Nur guten Sex hatten die beiden schon lange nicht mehr. Rose (Michelle Pfeiffer) ist mit einem saufenden Dummbeutel offenbar unglücklich verheiratet, und Ginny hat es mit dem schweigsamen Lahmarsch Ty (Keith Carradine) kaum besser getroffen.
Wer jetzt erwartet, daß sich die Geschichte in erster Linie zu einer Emanzipations- und Wir-halten-als-Familie-zusammen-Story entwickelt, bei der es zumindest für eine der Schwestern auch endlich einmal wieder im Bett klappt, irrt nur halb. Tatsächlich geht es um Emanzipation und guten Sex, nur mit der Familie haut es nicht richtig hin. Vielmehr kommt im Laufe der Geschichte heraus, daß der scheinbar liebe gute Papa Cook ein richtig unsympathischer Kinderschänder ist, den Jason Robards mit aller Widerlichkeit eines Dirty Old Man spielt. Und weil dieser fiese alte Sack auch noch die tausend Morgen Land zurückhaben will, und sich dazu seiner dritten Tochter Caroline bedient, die passenderweise Juristin geworden ist, zerfällt die perfekte Amifamilie in so viele kleine Stücke, bis nichts mehr von ihr übrig ist.
Alles das kommt zwar manchmal etwas puritanisch und tränendrüsig daher. Aber es ist nicht nur von tollen Schauspielern gut gespielt. Vor allem ist Tausend Morgen – im Gewand des zunächst fröhlichen Familienfilms – ein intelligenter Anti-Western, der uns vom Verfall der US-Familie erzählt und ein radikal endgültiger Abgesang auf Frontierideale und Pioniertradition. Denn die jungen Cowboys sind alles impotente Säufer und die alten Dirty Old Men.