Frankreich 1997 · 89 min. · FSK: ab 12 Regie: Gérard Pirès Drehbuch: Luc Besson Kamera: Jean-Pierre Sauvaire Darsteller: Samy Nacéri, Frédéric Diefenthal, Marion Cotillard, Emma Sjöberg u.a. |
Wenn Luc Besson nicht gerade unterwegs ist, einen Nachfolger für The Fifth Element zu drehen, schreibt er ganz nebenbei auch Drehbücher. So hat er in weniger als 30 Tagen hierfür ein Script fertiggestellt. Wie der Film Taxi beweist, ist zumindest dieses nicht von schlechten Eltern. Geradlinig und schnörkellos hat sein Landsmann Gerard Pires die Vorlage umgesetzt und mit einem kräftigen Schuß Humor gewürzt.
Zu den Credits fährt ein Motorroller eines Pizzaservice mit schwindelerregender Rasanz durch die beschaulichen Straßen von Marseille. Dabei legt er sich so in die engen Kurven, daß sich ein wahrer Funkenregen in die Kamera ergießt. Er wird von Daniel (Samy Nacéri) gefahren, der seinen Abschied bei seinem alten Pizzajob feiert und jetzt als Taxifahrer sein Glück versuchen will. Sein eigentlicher Traum ist es aber, Formel 1 Pilot zu werden.
Als er kurz darauf einen unscheinbaren Fahrgast die Höchstgeschwindigkeit seines ähnlich dem Wagen aus Knight Rider getunten Peugeot zeigen will, stellt sich dieser als glückloser Polizist Emilien (Frédéric Diefenthal) heraus, der ihm sofort den Führerschein entziehen will. Da bietet sich ein Handel an: wenn Daniel ihm hilft, eine deutsche Bankräuberbande, die es auf dicke Mercedesschlitten abgesehen hat, zu fangen, bekommt er seine Lizenz zurück. Diese Bande ist bisher jeder Verhaftung um eine Fahrzeuglänge entkommen und der Polizei schon lange ein Dorn im Auge. Keine Frage, daß Daniel auf den Vorschlag eingeht.
Die Grundidee ist die eines typischen Buddy-Movies, in dem sich zwei unterschiedliche Charaktere vertragen müssen. Zum einen hat sich der sympathische Daniel mit seiner Situation zu arrangieren, zum anderen steht ihm der tolpatschige Verlierer Emile gegenüber, der als arme Nervensäge kein Fettnäpfchen ausläßt. Weil er in einer Rennsimulation zwar unschlagbar ist, im wirklichen Leben aber schon mehrmals bei der Führerscheinprüfung durchfiel, träumt auch er vom Autofahren.
Daniel wird von da ab sein fahrbarer Untersatz.
Ständige Verfolgungsjagden kreuz und quer durch die Hafenstadt beanspruchen einen Großteil der kurzen Laufzeit. Dabei bleibt Taxi immer locker und verläßt sich, neben pointierten Dialogen vor allem auf zündende Situationskomik. Zwar sind die meisten Witze nicht von allzu neuestem Datum, können aber trotzdem abwechslungsreich unterhalten. Einzig der Wortwitz der im Original deutsch sprechenden Bande geht in
der Synchronisation verloren.
Man fühlt sich oft an französische Komödien aus den 80er Jahren erinnert, deren Struktur hier exakt übernommen wird. Als unterhaltsame Sidekicks sind sowohl die schnuckelige Lilly (Marion Cotillard), Daniels Freundin, als auch die Mutter von Emilien integriert. Die Polizistin Petra, eine deutsche Spezialbeamtin und Traum von Emile wird sinnigerweise von der Schwedin Emma Sjöberg verkörpert.
Das zugrundeliegende, einfache Rezept wirkt wesentlich rasanter als mancher
effekteüberlasteter Hollywoodactioner. Ohne großen Aufwand, aber mit umso mehr Sorgfalt produziert, verweist der französische Hochgeschwindigskeitsstreifen viele Filme aus Übersee in ihre Schranken. Zudem sieht man den gutgelaunten Akteuren den Spaß an ihrer Arbeit förmlich an, die sich auf die gesamte Laufzeit überträgt und alle Schwerfälligkeit hinter sich läßt.
Mit seinem rasanten Schnitt und der fetzig-lockeren Aufbereitung versprüht Taxi trotz geradliniger Handlung besonderen europäischen Charme, der bei einem US-Film einfach nicht entstehen könnte.