USA 2015 · 116 min. · FSK: ab 12 Regie: Seth MacFarlane Drehbuch: Seth MacFarlane, Alec Sulkin, Wellesley Wild Kamera: Michael Barrett Darsteller: Mark Wahlberg, Amanda Seyfried, Morgan Freeman, Liam Neeson u.a. |
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Krise im Ehebett |
Das Gute (und Schlechte) an Komödien ist, dass eine Komödie fast immer auf ihren Figuren basiert, der Plot ist meist Nebensache. Daraus ergibt sich eine denkbar einfache Konsequenz: Fortsetzungen sind fast so leicht zu realisieren wie weitere Episoden einer Fernsehserie, vorausgesetzt natürlich, dass die Charaktere erfolgreich waren und sie weiter in die Zeit passen.
Kaum besser lässt sich diese Regel auf den zweiten Teil der Teddy-Bär-Vulgär-Komödie Ted anwenden. Der erste Teil erschien 2012 und war ein weltweiter Erfolg. Regisseur, Drehbuchautor und Family Guy-Erfinder Seth MacFarlane konterkarierte damit vor allem zwei gesellschaftliche Strömungen amerikanischer Populärkultur: die zunehmende Infantilität des Alltags und eine damit einhergehende sexuelle Paranoia. Der Erfolg war vor allem in der Figurenkonstellation begründet, eines durch eine Sternschnuppe zum Leben erwachten Teddybären (Ted) und seiner Bezugsperson John (Marc Wahlberg), der sich versucht von den Drogen- und Sex-Eskapaden seines einstigen Kuscheltiers zu emanzipieren. Wie sehr gerade die Versuche, sich in eine bodenständige Moral zu flüchten, gerade in ihr Gegenteil verkehrt werden können, zeigt auch der zweite Teil. Wieder sind es vor allem vehemente Slapstick-Szenen und das überraschende Borderline-Verhalten von Ted, das mal völlig verblödet, dann wieder intelligent und verblüffend die herrschende amerikanische Moral hinterfragt.
Doch anders als im ersten Teil, erweitert McFarlane sein Spektrum in Ted 2 noch einmal. Es geht ihm dieses Mal nicht nur um Sexualität und Infantilität, sonder auch um Rassismus und Gerechtigkeit. Um diese Felder alle zu bedienen, wird Ted von McFarlane auf einen erzählerisch völlig schwachsinnigen »Lernzirkel« geschickt. Er muss – stets mit John im Schlepptau – nicht nur seine Supermarktkollegin Tami-Lynn (Jessica Barth) heiraten, aus Ehefrust auf einen Kinderwunsch verfallen, es wegen eines fehlenden Penisses mit Samenspendersuche und Adoption versuchen, sondern schließlich auch noch mit Hilfe seiner Anwältin Samantha (Amanda Seyfried) gerichtlich darum kämpfen, als Mensch und nicht nur als Sache anerkannt zu werden.
McFarlane wirft dabei mit so vielen Stinkbomben um sich, dass fast unausweichlich auch einmal getroffen wird. Denn bei weitem nicht jeder Gag ist gut, nicht jeder Slapstick gelingt, immer wieder dümpelt der Film in fragwürdigen Fahrwassern von Beliebigkeit dahin. Aber dann sind es neben der weiterhin erfrischenden Figurenkonstellation doch gerade die Treffer mit Bezug auf die aktuellen politischen Debatten, die Ted 2 sehenswert machen: der Diskurs um die amerikanische Gerechtigkeit, den mal mehr oder weniger gut kaschierten Rassismus und wieder und wieder die Schläge gegen eine zunehmend bigotte Sexualethik.
Um zu verstehen, warum McFarlane und zahlreiche andere Komödianten wie die Happy Madison Gang und das Frat Pack seit einigen Jahren derartig schweres Geschütz auffahren, genügt ein kurzer Blick in die aktuelle Presselandschaft: Laura Kipnis, Professorin für Radio-, Fernsehen- und Film-Studien an der Northwestern University beschrieb etwa vor kurzem im Chronicle ihre Erfahrungen mit der zunehmenden Paranoia vor Sexualtät, gerade in einer einst aufgeklärten Institutionen wie der Universität. Nicht nur werden früher selbstverständliche Beziehungen zwischen Lehrpersonal und Studenten zunehmend stigmatisiert (auch ihre eigene), sondern immer mehr StudentInnen sagen ihre Teilnahme an Filmvorführungen- und Diskussionen mit moralisch ambivalenten Inhalten ab – mit der Begründung, dadurch traumatisiert werden zu können.