USA/F 2005 · 120 min. · FSK: ab 12 Regie: Tommy Lee Jones Drehbuch: Guillermo Arriaga Kamera: Chris Menges Darsteller: Tommy Lee Jones, Barry Pepper, Julio César Cedillo, Dwight Yoakam, January Jones u.a. |
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Schweigend ins Gespräch vertieft- Tommy Lee Jones und Barry Pepper |
Wer dreimal beerdigt wird, muss zweimal wiederauferstehen, oder jedenfalls noch einmal ausgebuddelt werden – es ist eine wilde Geschichte, die The Three Burials of Melquiades Estrada erzählt; keineswegs geschmacklos, vielmehr voll feiner Poesie, Liebe und mitmenschlichem Respekt. Und überaus humorvoll.
Die erste Regiearbeit des Schauspielers Tommy Lee Jones erinnert an eine barocke Burleske – wie den Simplicissimus, den Don Quixote – der nichts Menschliches fremd ist, hinter deren derber Oberfläche und schwarzem Humor sich aber tiefere Einsichten in die condition humaine verbergen. No Nonsense. Jones selbst spielt die Hauptrolle, den alternden Cowboy Pete Perkins in einem südtexanischen Kaff, dessen Freund, der titelgebende Estrada, tot aufgefunden wird. Bald ist klar, dass es sich um ein Unglück handelt, das der Verursacher, ein junger Grenzsoldat, vertuschen wollte. Also erteilt Pete diesem eine moralische Lektion: er kidnapped ihn, und zwingt ihn, den Toten, der sich bereits im fortgeschrittenen Zustand der Verwesung befindet, nach Mexiko zu schaffen und dort »anständig zu beerdigen«.
Souverän inszeniert und überaus wortkarg erzählt ist The Three Burials ein Film über den Weg allen Fleisches, eine alttestamentarische (und wohl auch katholische) moralische Geschichte über Vergebung und Vergeltung – was das Gegenteil ist von Schuld und Sühne –, zugleich aber ein typischer »Border-Film«, angesiedelt in jener Grenzregion vor Mexiko, die bereits ein eigenes Genre im US-Kino ausgeprägt hat, das die soziale und kulturelle Topographie dieser Übergangsregion zwischen USA und Mexiko absteckt. Das Drehbuch stammt auch von einem Mexikaner, von Guillermo Arriaga, der als Drehbuch-Autor von Amores perros, 21 Grams und Babel berühmt wurde, und für diesen Film in Cannes 2005 den Drehbuchpreis bekam.
Wir begegnen dabei mit den zwei Figuren im Zentrum auf deren Weg vielen verschiedenen Menschen, einfachen vor allem, fremdgehenden Frauen und trinkenden Männern. Dezente Ironie nicht weniger als sanfte Sozialkritik liegt in diesem Portrait der Amerikaner, die alle unruhig, unzufrieden, getrieben wirken – sehr im Unterschied zu den Mexikanern, die ganz mit sich im Reinen sind.
Im Geist von Ford und Peckinpah gelingt Jones eine sehr kluge, dabei vergnügliche Allegorie über den ganz alltäglichen Wahnsinn, noch mehr aber muss man an Cormac McCarthy denken, der in seinen Romanen so dermaßen unseren aktuellen Zeitgeist trifft, dass es gar nicht zu fassen ist, und der im Kino immer noch zu wenig gewürdigt wird. 2008 immerhin wird die wunderbare McCarthy-Verfilmung No Country for Old Men von den Coens ins Kino kommen, und überhaupt ist der Westen wie der Western noch zu retten – mit Filmen wie diesem.