USA 2009 · 110 min. Regie: Scott Teems Drehbuch: Scott Teems Kamera: Rodney Taylor Darsteller: Hal Holbrook, Raymond McKinnon, Walton Goggins, Mia Waskowska, Carrie Preston u.a. |
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Angry Old Men auf der Veranda |
Es scheint gar keine Frage zu sein, wem man in That Evening Sun seine Sympathien schenkt: Natürlich dem mürrischen, 84-jährigen Protagonisten Abner (Hal Holbrook), der aus dem Altenheim ausbüchst, weil er seine letzten Tage selbstbestimmt verbringen will, und der feststellen muss, dass sein Sohn inzwischen seine Farm an eine White Trash-Familie verpachtet hat. Abner nistet sich in einem Schuppen auf dem Hof ein, und wie selbstverständlich lacht man über seine verschlagenen Versuche, den unwillkommenen Hausbewohnern das Leben schwer zu machen: Indem er sich etwa einen Hund zulegt, den er auf permanentes Bellen abrichtet, weil er weiß, dass der Vater der Unterschicht-Familie genau darauf höchst allergisch reagiert. Aber wenn man bereit ist, den emotionalen Automatismus zu hinterfragen, dann schleicht sich zunehmend das Gefühl ein, dass diese Geschichte keineswegs so versöhnlich, dass ihr vermeintlicher Held keineswegs so liebenswürdig ist wie gedacht.
Eine Weile scheint That Evening Sun auf einen gegenseitigen Reife- und Verstehensprozess hinauszulaufen: Abner freundet sich halbwegs mit der Teenager-Tochter der Farm-Ursupatoren an. Und so widerwärtig deren Vater bleibt – man bekommt eine Ahnung, dass es ihm das Leben wirklich nicht leicht gemacht hat, ein besserer Mensch zu werden, und dass er, egal ob er tatsächlich die nötigen Mittel und Fähigkeiten hat, diese Farm ernsthaft als eine letzte Hoffnung ansieht, sich selbst aus dem Sumpf seines Grattlertums zu ziehen. Aber Abner kennt keine Kompromisse. Er will seine Farm zurück, für sich allein. Auch wenn er mit ihr nichts mehr anfangen kann.
Mehr und mehr begreift man, dass Abners Kampf nicht wirklich ein Kampf um Würde und Selbstbestimmung ist. Sondern sich darin pure Sturheit äußert – und der Wunsch, etwas festzuhalten, etwas wiederzugewinnen, was nicht festzuhalten, wiederzugewinnen ist. Abner will einfach nicht, dass die Zeiten sich ändern, koste es selbst andere Menschen, was es wolle. Auch der Tonfall des Films scheint zunächst ganz auf der Seite Abners – milde nostalgisch, getragen, elegisch mit gelegentlich einem kleinen Augenzwinkern. Und Regisseur Scott Teems gibt diesen Tonfall bis zum Ende nicht auf. Aber dennoch spürt man am Schluss, dass Abner, weil er selber seine eigene Vergänglichkeit nicht aufhalten, umkehren kann, lieber auch sein kleines Reich dem Tod weiht, als dass dort ein Leben ohne ihn weitergeht. Und dass sein Triumph ein zutiefst bitterer ist.