USA/D 1999 · 101 min. · FSK: ab 12 Regie: Josef Rusnak Drehbuch: Josef Rusnak, Ravel Centano-Rodriguez Kamera: Wedigo von Schulzendorff Darsteller: Craig Bierko, Vincent D'Onofrio, Armin Müller-Stahl u.a. |
Wer zuviel spielt, könnte plötzlich das Spiel mit der Realität verwechseln. Erst recht kann das passieren, wenn das Spiel der Wirklichkeit zum Verwechseln ähnlich sieht. Hannon Fuller (Armin Mueller-Stahl) ist einer jener genialen Computerfreaks, für die die neuentstehenden virtuellen Welten vor allem ein Mittel sind, endlich alles daß zu tun, was sie schon immer tun wollten: Gott spielen.
Fuller hat im 13.Stock – daher der Filmtitel, dessen Zahl uns Betrachter nebenbei schon auf allerlei Unglück gefaßt macht – ein Computerspiel installiert, daß den Menschen die Möglichkeit gibt, aus dem Jahr 1997 ins Los Angeles des Jahres 1937 zu reisen. Fuller unternimmt des öfteren solche Cybertrips, und lebt in der Welt seiner Kindheit ein zweites Leben. Pech für ihn, dass er eines Tages in der »real world« ermordet wird, im Spiel aber weiterlebt. Sein Freund und Kollege Douglas Hall (Craig Bierko) reist in die Virtualität, um den Fall zu klären. Indizien weisen darauf hin, daß sich einige Spielfiguren selbstständig gemacht und ihr virtuelles Dasein durchschaut haben. Statt nun mitzuspielen, schwingen sich diese Maschinenmenschen zu Spielverderbern auf, die nun ihrerseits in die Real-Welt eindringen, sie als Spiel betrachten und durcheinanderwirbeln: »virtuelle Rebellen«, die unter entgegengesetzten Vorzeichen genau die gleiche Rache an den genial-gottgleichen Puppenspielern eben, wie dies seit voriger Woche in David Cronenbergs eXistenZ der »realistische Untergrund« unternimmt.
Der ehemalige Münchner Filmhochschüler Josef Rusnak hat mit 13th Floor einen furiosen, sehenswerten Science-Fiction-Thriller gedreht. Sein oder Nichtsein ist hier nicht länger die Frage, denn in der Geschichte vermischen sich alle Grenzen. Von der aufdringlichen Musik und einigen Längen abgesehen, gelang Rusnak gute, gediegene Kinounterhaltung. Er bedient sich dabei der heute gern zitierten Stilmittel des klassischen Kinos: Auch sein Film ist, und das nicht nur weil er zum Teil Ende der 30er Jahre spielt, ein Neo-Noir-Thriller – ähnlich wie das auf ihre je eigene Art Dark City, Matrix und zuletzt David Cronenbergs eXistenZ waren.
Von allen diesen Filmen ist 13th FLOOR allerdings der ästhetisch wie inhaltlich langweiligste. Vielleicht liegt das auch daran, das er der letzte »Cyberfilm« des Jahres ist – aber man hat das Gefühl, alles schon gesehen und zur Genüge durchdacht zu haben. Und bis zum allerletzten Moment bleibt Rusnak dem Modischen verhaftet: ähnlich wie in Fight Club und bald in The Sixth Sense läßt die abschließende Wendung den gesamten Film in neuem Licht erscheinen.