Großbritannien/Deutschland 2010 · 90 min. · FSK: ab 12 Regie: Rex Bloomstein Kamera: Alexander Boboschewski Schnitt: Paul Binns Darsteller: Michael Mittermeier, Zarganar u.a. |
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Michael Mittermeier vor einem Bild von Zarganar |
2008 wurde der burmesiche Komiker Zarganar aufgrund seiner Bereitwilligkeit, mit ausländischen Medien über die Verwüstung zu sprechen, die ein Wirbelsturm im Irrawaddy Delta zurückließ, zu einer Freiheitsstrafe von 59 Jahren verurteilt, die zwischenzeitlich auf 35 Jahre verkürzt wurde.
Der Dokumentarfilmer Rex Bloomstein, dem Zarganar trotz Verbots vor seiner Inhaftierung ein Interview gab, versucht in This Prison Where I Live Aufmerksamkeit auf den Fall zu lenken. Unerwartete Unterstützung fand er in dem deutschen Comedian Michael Mittermeier, der sich selbst seit Jahren für Burma engagiert. Zusammen machen sich die beiden auf, um vor Ort in Burma auf Spurensuche zu gehen.
Ein Unterfangen, das sich als beschwerlich, ja fast unmöglich herausstellt: Bereits zugesagte Interviews mit Bekannten Zarganars werden von den Interviewpartnern wieder abgesagt, da sie, von offizieller burmesicher Seite eingeschüchtert, selbst um ihre Freiheit fürchten müssen.
Überhaupt will sich kaum jemand vor der Kamera zeigen, und das Team selbst muss seinen gesamten Aufenthalt als Urlauber getarnt von Sehenwürdigkeiten zu Touristenanlaufpunkten springen, um den Behörden und den zahlreichen zivilen Informanten nicht unangenehm aufzufallen.
Und genau darin zeigt sich die Crux des Films: Die burmesiche Regierung ist so erfolgreich im Unterbinden jeglichen Kontakts zwischen Filmteam und Bevölkerung, dass sich kaum aussagekräftiges Material ergibt.
Der hilflos an den Widrigkeiten zu scheitern drohende Bloomstein erkennt das Problem. Er versucht Nähe zu dem Thema seines Films und der Person Zarganars (den man selbst natürlich nur in Archivmaterial zu sehen bekommt) aufzubauen, indem er – mit Mittermeier im
Schlepptau – die Stellen erneut aufsucht, an denen er bei seinem letzten Besuch mit dem Komiker zusammengetroffen ist.
Aber Zarganars Wohnung ohne Zarganar darin ist eben auch nur eine leere Ansammlung von Zimmern; eine leere Bühne, neben der Zarganar vor ein paar Monaten noch illegal die Videoproduktion eines seiner Stücke überwacht hat, ist eben nur eine leeren Bühne. So wird die Kamera immer wieder auf den nicht weniger hilflosen Mittermeier gerichtet, der sein Bestes tut, um mit kleinen Scherzen die bittere Situation aufzulockern, oder durch grüblerische Mutmaßungen über den Gefühlszustand des abwesenden Zarganars den roten Faden der Dokumentation sichtbar zu halten.
Allein bei einem Versuch, zumindest das Gefängnis, in dem der Komiker eingesperrt ist, von außen zu filmen, bekommt man – als das Team von einem Informanten entdeckt wird und sich aufteilen und flüchten muss – einen konkreten Einblick in die Gefahren, die man sonst nur ominös neben dem Bildausschnitt erspüren zu können glaubt.
So sammelt sich über die Lauflänge des Films eine Menge an Material an, das, auch wenn es fast nichts von dem zeigt, was man gerne sehen würde, zumindest ein klares Portrait der Stimmung des Volkes in Burma zeichnet.
Trotzdem wurde hier nicht das vorhandene Potential ausgenutzt. Es fehlen mir ergänzend zu den frustrierenden Bildern klare und erläuternde Informationen über die Rechtslage, Anmerkungen zu ähnlichen Fällen (sollten diese existieren) oder einfach Interviews mit Mitarbeitern von Hilfsorganisationen, die Wege aufzeigen, wie und wo genau zu helfen ist.
So verlässt man den Film zwar wütend über die aus westeuropäischer Sicht ungerechte Bestrafung Zarganars, fühlt sich aber gleichzeitig so unterinformiert, hilf- und ratlos wie das Team selbst vor Ort.