USA/GB 2007 · 117 min. · FSK: ab 12 Regie: Susanne Bier Drehbuch: Allan Loeb Kamera: Tom Stern Darsteller: Halle Berry, Benicio Del Toro, David Duchovny, Alexis Llewellyn, Micah Berry u.a. |
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Doppelt abhängig und jeder auf seine Weise |
Vielleicht ist das die erstaunlichste Erkenntnis, die man aus einem Film der letzten Monate mitnehmen darf: Das Liebesentzug im Grunde nicht anders wie ein Heroinentzug funktioniert. Weil auch Liebe nicht anders als der erste Trip auf Heroin ist. Ein Kuss der Götter. Eine Sensation, der man mit jedem weiteren Schuss, mit jedem weiteren Beziehungsjahr immer vergeblicher hinterherläuft, eine grausame Endlosschleife, die nur durch die schließlich erlösende Selbstzerstörung gebrochen werden kann.
So hätte Things we lost in the fire wahrscheinlich geendet, hätte Susanne Bier ihren Film wie bislang auch ihre anderen Filme in Dänemark produziert. Aber nach ihren letzten beiden großartigen Werken Brüder und After the wedding hat Bier – so wie viele andere europäische Regisseure vor ihr – ihre Chance in Amerika bekommen. Und wie ihre Vorgänger ist sie dabei auf einem schmalen Grad angelangt, der zwischen Scheitern und Gelingen, in fast schwindelerregender, unantastbarer Höhe liegt und auf dem die Geschichten nun einmal anders enden.
Die Geschichte, die in Things we lost in the fire in berauschenden, zu Anfang überwiegend nichtlinearen Schnitten erzählt wird, ist dabei fast ebenso schwindelerregend: eine von Halle Berry überzeugend verkörperte Mutter zweier Kinder verliert durch einen tödlichen Zufall ihren Mann. Während der Beerdigung nähert sie sich dem bis dahin verhassten besten Freund ihres Mannes, dem grandiosen Benicio Del Toro an, mit dem sie im Laufe des Zeit mal gemeinsam, dann wieder in einem zersetzenden Gegeneinander versucht ihrer beider Abhängigkeit zu besiegen: seine vom Heroin, die ihre von ihrem Mann. Dass ausgerechnet David Duchovny diesen Mann verkörpert, macht die Verklärung, die man Toten meistens entgegenbringt, fast unerträglich glaubwürdig. Die übrigen Darsteller, bei denen Bier scheinbar aus ihrem persönlichen »Best off« hat schöpfen dürfen, tun ein Übriges, um von der Geschichte getragen – und mitgerissen zu werden.
Und dennoch schleicht sich nicht nur am Ende der Geschichte eine leichte Unzufriedenheit ein: Ist es die Überorchestrierung der Musik, das manchmal etwas zu serienhafte Location-Setting, das Manipulative, das so vielen amerikanischen Filmen des Genres »Drama« anhaftet? Oder ist es einfach nur die Erinnerung an die Angst, die Traurigkeit, die einen bei Wenders Paris, Texas überkommen hat – zwar einen großen Film gesehen zu haben, aber auch einen Film, der im Keim bereits den Niedergang eines bis dahin großen Werkes trägt.