USA 1996 · 113 min. · FSK: ab 12 Regie: Jan De Bont Drehbuch: Michael Crichton, Anne-Marie Martin Kamera: Jack N. Green Darsteller: Helen Hunt, Bill Paxton, Jami Gertz u.a. |
Jo Harding (Helen Hunt) ist die Leiterin einer Gruppe Wissenschaftler, die versucht, die Strömungsverhältnisse in Wirbelstürmen zu erforschen. Mit diesem Wissen soll dann ein besseres Frühwarnsystem für Tornados entwickelt werden. Zur Messung sollen Hunderte von kleinen Sonden Daten aus dem Innern des Tornados übertragen. Bill Harding (Bill Paxton), der die Sender konzipiert hat, will sich von seiner Frau Jo scheiden lassen, um sich erneut vermählen zu können. Als ehemaliges, angesehenes Mitglied des Forscher-Teams schließt er sich, zusammen mit der neuen Frau seines Herzens (Jami Gertz), dem Team erneut an. Zunächst tut er das nur, um die Scheidungspapiere von Jo zu bekommen, doch bald entdeckt Bill seine alte Leidenschaft für die Tornadojagd wieder.
Aber wie bekommt man die Sonden in den Wirbelsturm, ohne dabei selbst in den Himmel getragen zu werden? Das Problem der ausreichenden Nähe und notwendigen Distanz der Wissenschaftler zum Objekt der Begierde treibt den gesamten Film voran; die Autokaravane der Forscher jagt von einem Tornado zum nächsten, immer darum bemüht, den richtigen Abstand zum Inferno zu finden.
Den richtigen Abstand versucht auch Bill zu seiner (Noch-)Ehefrau zu halten, aber im Lauf der Ereignisse kommen sie sich näher als es Bills Neuer recht ist. Sie verläßt ihn, was den Weg für den zweiten Frühling der Hardings frei macht. Und was ja alle schon von Beginn an wußten, sehen wir am Ende ins Bild gesetzt: Bill und Jo finden sich wiedervereint im Zentrum des Tornados, und die Musik macht uns deutlich, daß wir Zeuge einer doppelten Offenbarung werden: des Tornados und der Liebe – aber ist das nicht eh' ein und das selbe?
Die Spezialeffekte aus dem Hause Industrial Light & Magic machen uns die Faszination der Gefahr auf technisch eindrucksvolle Weise deutlich. Wenn wir uns mit den Hauptfiguren den Tornados nähern, erleben wir, tief in unsere Kinosessel gedrückt, 'mal wieder Dinge, die wir selbst nie erfahren werden: zu einem gewaltigen Getöse aus den Lautsprecherboxen, scheinen sich die physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu verabschieden, Dreiräder und Trucks fliegen auf uns zu, Kühe an uns vorbei. Wobei die absurde Qualität fliegender Kühe seit den Zeiten Monty Pythons an nichts eingebüßt hat, auch wenn die paarhufigen Wiederkäuer hier durch einen ganz anderen Zusammenhang fliegen.
Die Faszination der Wirbelstürme ist vor allem für Bill das Motiv für sein Handeln. Bei Jo kommt noch ein Kindheitstrauma hinzu, sie führt einen heiligen Krieg gegen die Tornados, die ihren Vater vor ihren Augen geholt haben. Dabei wäre sie selbst doch gerne ins Land hinter dem Regenbogen geflogen. So sollen nun an ihrer Stelle die Meßsonden in die Lüfte steigen, und sie nennt die Sonden, in der Hoffnung auf ihren guten Flug, »Dorothy«, nach der Hauptfigur des Wizard of Oz – ganz nebenbei bemerkt, ein Film in dem die Kühe schon Ende der ‘30er Jahre das Fliegen lernten.
The Wizard of Oz, in dem Judy Garland in den Farbfilm geblasen wird, steht für die Magie der Wirbelstürme und die Faszination, die sie ausüben. Der Regisseur Jan De Bont zieht noch ein weiteres Filmzitat heran, das die Gegenseite der Tornados, ihre natürliche Gewalt und ihr Vernichtungspotential illustriert: Stanley Kubricks The Shining läuft in einem Autokino, auf das sich ein Tornado nähert, und zusammen mit dem Tornado hackt Jack Nicholson die Leinwand kurz und klein...
...ein großer Spaß!