Großbritannien 1997 · 90 min. · FSK: ab 12 Regie: Mel Smith Drehbuch: Richard Curtis, Robin Driscoll, Rowan Atkinson Kamera: Francis Kenny Darsteller: Rowan Atkinson, Peter MacNicol, Pamela Reed, Burt Reynolds u.a. |
Ecce Homo! In die Welt geworfen um, nur von seinem treuen Teddybären begleitet, den Kampf gegen die Ordnung der Dinge, gegen Anstand und Sitte aufzunehmen; schweigsam und grinsend, mit gummigleicher Mimik, die vergessen läßt, daß Gesichtsausdrücke eigentlich der Verständigung unter Menschen dienen sollten: Bean – Mr.Bean. Und ausgerechnet dieser Ikonoklast wird damit beauftragt, das berühmteste aller amerikanischen Gemälde, Whistlers »Portrait of the Artist’s Mother«,von Europa aus nach Kalifornien zu begleiten, um dort als Kunstexperte dessen Rückführung in ein amerikanisches Museum beizuwohnen. (Es gibt nichts, was die britische Gallerie, bei der Bean beschäftigt ist, nicht tun würde, um ihn für einige Zeit außer Landes zu haben.) Den Rest kann sich jeder – Vorsicht Kalauer – selbst ausmalen.
Die Umsetzung einer gelungenen Fernseh-Comedy-Serie in eine geglückte Spielfilmkomödie ist stets eine prekäre Sache. Beide funktionieren für gewöhnlich nach völlig anderen Prinzipien: Der typen- und situationsgebundene Mechanismus des Sketches läßt sich nicht ohne weiteres auf die Komödie übertragen, die mit Charakteren und einem Plot arbeitet. Von Monty Python bis Otto Waalkes, von Wayne’s World bis Loriot stellt sich jedesmal wieder die Herausforderung, einen gangbaren Kompromiß zwischen bloßer Nummernrevue und Aufgabe der charakteristischen Elemente des Fernseherfolgs zu finden. Rowan Atkinson und seine Mitstreiter ziehen sich bei Bean, ihrem ersten Ausflug auf die große Leinwand, recht gekonnt aus der Affäre. Es gelingt ihnen weitgehend, die Gags und set-pieces aus einer halbwegs interessanten Handlung zu entwickeln, ohne die Gags aufgesetzt oder die Handlung zu sehr ausgedehnt scheinen zu lassen.
Vor allem nutzt Bean die technischen Möglichkeiten des Films zu seinem Vorteil. Wo Rowan Atkinson in der Fernsehserie alllzuoft gegen schludrige Regie ohne Gespür für Timing anzuspielen hat, unterstützt ihn bei Bean die Inszenierung seines alten Not the Nine 'O Clock News-Kollegen Mel Smith nach Kräften durch Kamera, Schnitt, Farbdramaturgie und Musik – mit dem Erfolg, daß die Gags deutlich zuverlässiger zünden.
Bean bedeutet aber für Mr.Bean auch darüberhinaus in mancher Hinsicht den Vorstoß in neues Terrain. Nicht nur, daß er sich ins sonnenbeschienene Kalifornien begibt – wie dereinst bei der Garbo heißt es nun in einer Sequenz »Bean Talks«! Und zum ersten Mal bekommt er es mit Menschen zu tun, die für ihn mehr sind, als bloße Staffage oder Requisit. Was für ihn bedeutet, daß er mit den Folgen seines amoralischen Treibens konfrontiert wird und soetwas wie ein Gewissen entwickelt. Dies droht manchmal, das eigentliche Wesen des Phänomens »Bean« zu verwässern, aber glücklicherweise gelingt es dem Film stets dann, wenn er in Rührseeligkeit zu versinken scheint, wieder die Kurve zu kriegen und mit besonders makaberen Scherzen zu kontern.
Insgesamt ist Bean in etwa so ausgefallen, wie man es sich realistischerweise erwarten hat können. Der Film ist weder unvorhergesehener Geniestreich, noch grobe Enttäuschung. Als Filmkomödie an sich ganz passabel, soll er vor allem den Fans von Mr.Bean das bieten, wonach sie verlangen. Wer mit Rowan Atkinsons anarchischer Figur noch nie etwas anfangen konnte, wird durch Bean kaum bekehrt werden. Alle anderen werden’s mit großer Wahrscheinlichkeit zufrieden sein und an dem Film ihren Spaß haben.