USA 2004 · 131 min. · FSK: ab 12 Regie: Stephen Sommers Drehbuch: Stephen Sommers Kamera: Allen Daviau Darsteller: Hugh Jackman, Kate Beckinsale, Richard Roxburgh, David Wenham u.a. |
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Dracula vs. Frankenstein |
Keine Frage: Von Stephen Sommers läßt sich manches erwarten. Nicht gerade ein sensibler Autorenfilm vielleicht, dafür hat der Regisseur von Die Mumie und Die Mumie kehrt zurück in seinen bisherigen Filmen (darunter auch das Drehbuch zu The Scorpion King) dann doch zu derb vom Leder gezogen. Aber jedenfalls solide, ziemlich turbulente Unterhaltung, haarscharf auf der Grenze zwischen reinem Kinderquatsch und seriöserem Stoff. Vor allem die beiden Mumie-Filme besaßen in ihren besten Momenten den Charme klassischen Abenteuerkinos, großzügigen Witz oder wenigstens die Dreistigkeit eines alten Monumentalfilms.
Auch Van Helsing hat ein paar solcher Momente, in denen etwas vom Zauber dessen aufblitzt, was Kino einmal war: eine Traumfabrik, die auch dort, wo sie Alpträume produzierte, etwas Romantisches hatte. So etwa in den alten Frankenstein-Filmen, die James Whale Anfang der 30er für Universal drehte. An sie knüpft Van Helsing in den ersten Szenen an: Man sieht Frankenstein, der in Transsylvanien an seinem künstlichen Menschen werkelt, und dabei von Dracula gestört wird – dieser Film ist nämlich vor allem ein wüstes Gemisch aus Versatzstücken diverser Phantastischer Geschichten vor allem des 19. Jahrhunderts: Man begegnet außer Dracula, seinen Bräuten, Frankenstein und seinem Monster auch noch Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Werwölfen, dem Glöckner von Notre Dame und dem titelgebenden Vampirjäger aus Bram Stokers Roman – was für eine Zusammenstellung!
Was dies Gemisch soll, ist nur zu ahnen. Eine Weile glaubt man zwar noch, einer Parodie beizuwohnen, die vielleicht ihren Ton nicht ganz getroffen hat, dann ist klar: Die Macher meinen es ernst! Van Helsing (Hugh Jackman) soll ein Superheld des 19.Jahrhunderts sein, eine Art Fin-de-Siècle-James-Bond der im Geheimen Dienst des Vatikans (!) Monster und Schurken zur Strecke bringt. Dracula ist hierbei ein besonders gefährlicher Fall, weil er in seinem transsylvanischen Schloss Eier hortet, die von fern an Alien erinnern, und seine Vampir-Kinder enthalten. Mit Hilfe der Frankensteinschen Lebens-Maschine möchte er sie ausbrüten und freisetzen. Van Helsing verhindert das alles schließlich mithelfe einer rumänischen Gräfin (Kate Beckinsale).
Doch auch deren Schönheit und ein paar wirklich nette Einfälle trösten nur kurz über den allzu kruden Plot. Gespielt ist es miserabel, dabei trotz teurer Computertechnik armselig gemacht. Das ist vor allem für all jene schmerzlich, die Monster-Geschichten nicht von vornherein für Unsinn oder oberflächlichen Kram halten, die dem Comic-Erzählstil, der die Inszenierung beherrscht, eigentlich einiges abgewinnen könnten, auch fernöstlichen Martial-Arts, von denen in manchen Kampfszenen abgekupfert wird. Gerade der Öffnung des Mainstreamkinos für solchen neue Ideen und die mutige Neuinterpretation klassischer Figuren der Popmythologie leistet Van Helsing aber einen denkbar schlechten Dienst. Denn dieser Film ist so lieblos wie nur irgend möglich, eine zynische und dumme Frechheit.