USA 2001 · 96 min. · FSK: ab 16 Regie: Jamie Blanks Drehbuch: Tom Savage, Donna Powers, Wayne Powers Kamera: Rick Bota Darsteller: Denise Richards, David Boreanaz, Marley Shelton, Jessica Capshaw u.a. |
Denise Richards zum Beispiel. Sie ist eigentlich prädestiniert, ein B-Picture-Star zu werden. An ihrem Körper scheint wenig echt, die Brüste zu groß, die Lippen zu voll. Der amerikanische Traum (alles muss immer noch ein bisschen besser sein) der in jedem Moment in einen Alptraum umkippen kann. Jetzt spielt sie in einem Horrorfilm mit und irgendwie wäre es nur stringent, wenn all die Fitness und Hipness, all die strahlende Schönheit und Schlankheit und der Reichtum und der Sex plötzlich Ungeheuer gebären und diese wie kleine Aliens aus ihr herausbrechen würden. Ein Akt der Befreiung, wenn die antrainierten Muskeln kollabierten. Morden. Mit der Kettensäge in der Hand über die schalen Feierlichkeiten des Abschlussballes laufen und endlich das auslöschen, was sie gezeugt hat. Der Wahn nach Popularität und Erfolg.
Valentine beginnt genau hier, in der Nacht des Tanzes zum abgelaufenen Highschooljahr, wo sich die Spreu vom Weizen trennt, die Könige und Königinnen mit kleinen Krönchen gekürt werden. Wo die Stars geboren werden. Und die Killer die Traumata für ihre blutigen Karrieren mit auf den Weg bekommen. Kleiner Junge mit Brille und dickes Mädchen finden sich, tanzen, knutschen unter der Tribüne in der Sporthalle, werden gefunden von den Coolen und sie verrät ihn, stellt ihn als Perversen hin. Später wird sie das mit ihrem Leben bezahlen. Nicht manchmal, sie kommen immer mal wieder.
Sprung nach vorne, die Schüler von damals stehen jetzt mitten im Leben, eine studiert Medizin und in der Anatomie wird sie als erste zerlegt vom Killer, der hier wie überall eine Maske trägt, eher spätklassizistisch als poppig. Der Beginn einer Reise in die Mordlust, Ziel des Psychopathen ist die Mädchengruppe um Paige (gespielt von Richards), die beauty queen, die mit ihren engen Tops noch jeden Mann in die Raserei getrieben hat (auch hier wieder der Versuch, Typen einzusetzen aus dem kollektiven Gedächtnis des amerikanischen Teenie-Films. Die Dicke, das arme reiche Mädchen usw.). Und wenn der Geschichte nichts mehr einfällt, dann zieht sie einfach ihre Jacke aus.
Der Film folgt den üblichen Erzählmustern, die Sünden der Vergangenheit bekommen einen anonymen Körper zugeordnet, der von nun an Rache nimmt für die Grausamkeiten, die ihm einst angetan wurden. Es erinnert nicht nur an I Know What You Did Last Summer, hier wie dort werden die amerikanischen (Film-) Rituale umgedeutet, mit der Bedeutung Horror aufgeladen. Ob das nun der erste Geschlechtsakt ist (I Know...) oder in Valentine das Valentinsgeschenk, bei dem in den Pralinen Maden statt Likör stecken, wo der Killer als Amor verkleidet tödliche Pfeile in sein hilfloses Opfer schießt.
Der Vergleich eines jeden neuen Horrorfilms mit der hyperpostmodernen, ironiebesessenen Scream-Trilogie wird an dieser Stelle immer müßiger. Gemessen am Zeitgeist ist das alles Lichtjahre entfernt und das Genre sollte langsam auch ohne die schützende Hand von Altmeister Craven vernünftige Filme zustande bringen. Jamie Blanks Erstling Urban Legends war ein vielversprechender Anfang. Nur leider setzt er Valentine in einem allzu hochgestochenen Milieu an, reich und schön und dementsprechend furchtbar langweilig. Ein Filmraum, in dem sogar die Leichen noch alle Ansprüche an die körperliche Schönheit locker erfüllen. Vernissagen waren schon immer das affektierteste Setting, das man sich vorstellen kann. Hier noch einmal ein kläglicher Versuch, diesmal mit Videokunst und ach so ausgeflippten Machern, die über die Bedeutung des Valentinstages pseudo-philosophieren dürfen.
Und weil sonst nicht viel passiert klammert man sich an Richards. Sie spielt mit einem gewissen Übereifer, als würde es schon jetzt um die Oscars gehen, als müsste sie ihre Mitbewerberinnen auf die Plätze verweisen. Und sie scheitert grandios, zeigt mit ihrem Spiel noch einmal die oberste Direktive des Genres, die Wiederholung heißt. Da sitzt sie an der Bar in ihrer Wohnung, locker auf dem Barhocker, und gibt ein junges Mädchen, das ein paar Cornflakes ißt. Sie spielt das ganze mit einem Ekel, dass sie all die Takes und Retakes, die an diesem Tag wohl gedreht wurden, in die Szene zitiert. Die Schauspielerin privat, angewidert füllt sie ein Schlückchen Milch auf ihren Löffel. Ihre Mimik nähert sich langsam den subtilen Zuckungen eines Ulrich Meyer in Akte »bla bla bla« an. Da wird es offensichtlich, die Viecher sitzen unter ihrem Gesicht, es ist deutlich zu sehen, lange wird es nicht mehr dauern bis sie die Haut durchbrechen. Vielleicht finden sie im nächsten Film mit Richards einen Weg ans Licht.