Deutschland/Griechenland 1997 · 89 min. · FSK: ab 16 Regie: Angeliki Antoniou Drehbuch: Angeliki Antoniou, Kriton Kalaitzides Kamera: Sebastian Richter Darsteller: Vicky Volioti, Jasmin Tabatabai, Sharon Brauner, Frank Stieren u.a. |
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Verspielte Nächte von Angeliki Antoniou. Das Spiel in diesem Film hat nichts mit dem zu tun, was Kindern erlaubt wird, sobald sie ihre Hausaufgaben gemacht haben. Hier ist das Spiel gemeint, das Menschen kaputt, süchtig und arm macht. Zum Beispiel Helena (Jasmin Tabatabai). Sie ist fertig mit der Welt. Ihre Karriere als Tänzerin hat sie an den Nagel gehängt und arbeitet stattdessen als Croupier in einer illegalen Spielhölle in der Unterwelt von Berlin. Sie lebt in der Hoffnungslosigkeit einer verkrachten Existenz. Das könnte ewig so weitergehen – bis Maria auftaucht, ihre Schwester aus Griechenland. Anfangs ist sie noch ein Störenfried, denn durch ihre Nähe wird Helena bewußt, daß sie sich von sich selbst schon lange verabschiedet hat. Maria ist anders. Sie ist romantisch, zählt Delphine zum Einschlafen und glaubt an die Liebe. Wenn sie schon nicht in Griechenland am Meer sein kann, dann geht sie zumindest in Berlin ins Aquarium. Diese ungleichen Schwestern treffen nach dem Tod des Vaters aufeinander und Maria wird nicht aufhören zu kämpfen bis sie ihrer Schwester geholfen hat einen ersten Schritt aus der Sucht raus zu machen und einen möglichen Weg zu sich selbst zu finden.
Angeliki Antonious Film wird getragen von Idealismus und dem Glauben an die Liebe. Nicht die Liebe einer Beziehung, sondern die der Familie.
Der Film, in dunklen, blassen Farben gehalten, spiegelt die grauen Nächte Berlins. Selbst die Eingangssequenzen, die auf Griechenland gedreht wurden, sind beherrscht von einem Anthrazit, das eine ganz eigene Faszination ausübt. Keine Spur von Exotik. Sie wurde als möglicher Gegensatz zu Berlin bewußt vermieden. Griechenland hat wenig von der
Pauschalreisenidylle – wenn auch germanische wirtschaftliche Präsenz in Form von deutschen Touristen in den griechischen Szenen eingebaut wurde. Der Film baut auf die Identifikation des Zuschauers mit den Figuren, mit den Individuen. Und hält jedoch immer wieder Distanz zum Betrachter. Weder Maria, noch Helena wecken im Zuschauer tiefergehende Sympathie.
Maria, gespielt von Vicky Volioti, besticht zwar durch ihr Talent, Sensibilität und Verletzlichkeit in der ganzen Bandbreite der Körpersprache zu vermitteln, aber es fehlt ihr in der Rolle der braven, moralischen Schwester Raum für Komplexität. Jasmin Tabatabai, als spielsüchtige Helena, zieht dagegen die Register der Rebellin, die an ihren eigenen Maßstäben zerbrochen ist und damit alle Hoffnung für sich aufgegeben hat. Es gibt keine Momente, die zumindest ein Gefühl der Gemeinsamkeit zwischen den Schwestern andeutet. Und damit auch eine gemeinsame Entwicklung beinhalten würde. Es ist eine Beziehung von Aktionen und Reaktionen, die sich aneinanderreihen. Immer glasklar getrennt. Die Botschaft der Kraft der Liebe ist klar, wird aber durch die auffällig konstruierte Dramaturgie zu einer hölzernen Angelegenheit.