USA 2008 · 114 min. · FSK: ab 6 Regie: George Clooney Drehbuch: Duncan Brantley, Rick Reilly Kamera: Newton Thomas Sigel Darsteller: George Clooney, John Krasinski, Renée Zellweger, Stephen Root, Wayne Duvall u.a. |
![]() |
|
Auch anständige Menschen können hedonistisch leben und gut aussehen |
»Die Regeln sind einfach: Es gibt keine.« – Nostalgie ist angesagt, wenn Hollywoods Superstar George Clooney auf den Regiestuhl wechselt. Zum dritten Mal – nach Confessions of a Dangerous Mind und Good Night, and Good Luck – ist das jetzt der Fall, und zum dritten Mal spielt der Film in der Vergangenheit. Bei Ein verlockendes Spiel ist es diejenige der »Golden Twenties« der USA, als nach dem Ersten Weltkrieg das »amerikanische Zeitalter« begann. Es war der Beginn einer Ära der Massen, in denen die ersten Sportlerhelden geboren wurden, eine Zeit von Unschuld und börsengestüztem Reichtum – Depression und »New Deal« sollten erst noch kommen. Es war auch die Ära des frühen Kinos, das ebenfalls gewissermaßen unschuldig pures Vergnügen versprach und puren Thrill, Unterhaltung als Fortsetzung des Zirkus' mit anderen Mitteln.
Überraschend ist Leatherheads (so der Originaltitel) auch für einen Clooney-Film. Denn diesmal geht es gar nicht um Politik. Die Gemeinsamkeit mit Clooneys früheren Filmen liegt in der Verbeugung vor der Filmgeschichte. Diesmal sind es die Screwball-Komödien den frühen Tonfilms, mit ihren scharfzüngigen Dialogen, einem weltbürgerlichen Unernst, der alles durchzog.
Im Zentrum steht Dodge Connolly (Clooney) und sein Football-Verein, die »Duluth Bulldogs«, eine frühe Profi-Mannschaft zu einer Zeit, als dieser Sport noch in den Kinderschuhen steckte. Der Club ist fast bankrott, da hat Dodge die zündende Idee, einen berühmten Star des College-Football, Carter 'Bullet' Rutherford (John Krasinski), der überdies noch ein berühmter Kriegsheld ist, für den Profi-Sport zu gewinnen. Als die junge ehrgeizige Journalistin Lexie Littleton (Renee Zellweger) allerdings ein Portrait über Carter schreiben will, und zu recherchieren beginnt, kommt schnell heraus, dass es mit der Wahrheit hinter der Heldenlegende weniger glänzend bestellt ist…
Regisseur Clooney hat mit Ein verlockendes Spiel eine sehr kurzweilige Komödie gedreht, die sich ganz in der Tradition Hollywoods bewegt, und alle deren Vorzüge wie Nachteile aufweist. Im Herz des Films liegt wie in Good Night, and Good Luck oder Ocean’s 11 die Geschichte von schönen Männern, die schöne Dinge tun, auf der richtigen Seite stehen, aber dabei auch Spaß haben wollen, und überzeugt sind, dass man ein anständiger Mensch sein, und trotzdem hedonistisch leben und gut aussehen kann – Wellness-Heroismus würde jetzt Alice Schwarzer schimpfen.
Unter der Oberfläche des Vergnügens erzählt Clooney damit aber auch davon, wann es mit dem Spaß vorbei ist: Wenn Kapitalismus, Geldgier und Amoral in den Sport einziehen. Ein verlockendes Spiel handelt also auch von den Schattenseiten des Kapitalismus und dem Ende der Unschuld.
Zugleich nutzt Clooney vor allem die Sportszenen zu vielen vergnüglichen Einlagen, einer Mischung aus milder Ironie und offenem Slapstick. Im Zentrum stehen Männer die nicht erwachsen werden wollen, und Frauen, die das im Grunde ihres Herzens mögen. Das mag eine höchst konservative Botschaft sein, falsch ist sie aber deshalb noch nicht, und in diesem Fall überdies frauenfreundlich, denn Lexie Littleton ist hier eindeutig Herrin im Ring, und die Männer letztendlich schnell bereit, sich den Herrinnen der Schöpfung unterzuordnen. Sie wollen ja eigentlich nur spielen...