USA 1998 · 99 min. · FSK: ab 16 Regie: John Bruno Drehbuch: Chuck Pfarrer, Dennis Feldmann Kamera: David Eggby Darsteller: Jamie Lee Curtis, Donald Sutherland, William Baldwin, Joanna Pacula u.a. |
Alles mögliche kann ein Virus sein: Tanzlust oder ein Computerschaden, AIDS oder eine Sommergrippe. In John Brunos Film weiß man freilich bis zuletzt nicht genau, worum es sich nun handelt. Irgendein 08/15-Alienviech wird es sein, wahrscheinlich durch atomare Energieschübe belebt. Jedenfalls haust das Ding auf einem menschenleeren russischen High-Tech-Schiff (gibt es so etwas?), im Zentrum eines Hurrikans (auch das noch) materialisiert sich zu Minirobotern und wartet darauf, daß Jamie Lee Curtis und Donald Sutherland vorbeischauen, mit denen er (sie? es?) ein wenig raufen kann. Weil wir uns in einem Film befinden, geschieht genau das, und die Zuschauer sollen sich, ginge es nach dem Regisseur, gar schröcklich fürchten.
Weil sich aber John Bruno für den Rest seines Horror-Science-Fiction-Spektakels genausowenig interessiert, wie für sein Pseudo-Monster, bleibt Virus ein äußerst lahmes Vergnügen. Alles hier hat man schon 1000mal gesehen und davon mindestens 750mal besser.
Das, wovon ein solcher Film normalerweise lebt – Monster und der Thrill der Verfolgungsjagden –, ist verschenkt. Die Story ist dünn, die Tricks sind durchschnittlich und die
darübergegossene Musik nervtötend aufdringlich – offenbar wollte Bruno so über Bande jene Dramatik noch herbeiführen, die dem Rest fehlt. Am Ende kommt das vorhersehbare Generalgemetzel und ein wenig überraschendes Happy-End – die Welt ist einmal mehr in letzter Sekunde vor dem Untergang gerettet worden.
Bleiben die Schauspieler: Jamie Lee Curtis und vor allem Donald Sutherland (den Rest des Ensembles darf man vergessen) sieht man immer wieder gerne. Da aber alles um sie herum nur aus billigstem Klischee-Mist besteht, irren auch solche Routiniers orientierungslos durch die ausgefranste Horrorkulisse. Ein Film, den niemand braucht und der auch die Fans des Genres nur anöden wird.
Damit wäre eigentlich alles gesagt. Angesiedelt im Milieu niederer Vulgarismen und notorischer Logikfeindlichkeit, schmückt der 08/15-Schnellschuß mit schickem Design seinen ausgelaugten Inhalt.
Mitten in einer Woge popcorniger Teensploitation, die Scream genüßlich lostrat und deren Auswüchse seit geraumer Zeit den Markt beglücken, taucht ein markiger Vertreter der alten, leidlich kompromißlosen Schule auf. Als frecher Wellenbrecher konzipiert, schert sich Virus wenig um die beschränkten Konventionen der massenfreundlichen Light-Fright-Ware, sondern versucht allen Ernstes mit der humorlosen Härte zu punkten, die einige Actionthriller – deren Endung meist auf »tor« lautete – bis in die frühen Neunziger als Entertainment etablierten.
John Bruno, seines Zeichens preisgekrönter Effekt-Spezialist für Großproduktionen à la Abyss und True Lies, erweist sich bei seinem ersten Regieprojekt als begeisterter Bastler, der zugunsten eines rabiaten Technik-Overkills den Kitt, der Filme zusammenhält, in der Tube läßt. Sein mehr unverschämter als selbstbewußter Anachronismus irritiert viel eher, als die erhoffte Erfrischung zu servieren. Als Ergebnis des mißglückten Experiments entstand ein millionenschweres Trash-Paket, dessen Charme nicht einmal für augenzwinkernde Unvollkommenheit reicht, sondern lediglich (erneut) beweist, wie giftig die blindwütige und unmotivierte Bedienung an Vorbildern für die Vitalität eines Films ist.
Die Liste ist lang, nur stellvertretend für oft minutiös kopierte Vorlagen sei die einfallsreiche Kombination gängiger Terminator- und Alien-Topoi genannt, die lieblos in dem anspruchslosen Plot abgestellt wurden. An die Katastrophe angepaßt haben sich die hemmungslos chargierenden Darsteller, die mit unfaßbarem Ernst höllisch peinliche One-Liner herunterbeten. Die fulminante Besetzungsliste ist dennoch keineswegs Halluzination, sondern bittere Wahrheit, für deren Anblick die Wörter »unfreiwillige Komik« wie geschaffen wirken. Um die Story nicht völlig zu unterschlagen, sei auf Octalus verwiesen. Mit anderen Worten: Durch das ausgemergelte Skelett der Handlung pfeift der Orkan, in dessen Auge die Partie nach genormten Regeln der zehn kleinen Negerlein stattfindet. Wilde Kreuzungen aus elektronischen Spinnenrobotern, mit Menschenteilen versehene Killermaschinen und chipbepackte Minicomputer auf Amoktrip geben sich die Klinke in die Hand. Von den drastisch-blutigen MakeUp-Kreationen einmal abgesehen, fungieren sie als einziger Schauwert.
Wie so oft gilt: Alles schon einmal dagewesen, fast ausschließlich interessanter, abwechslungreicher und spannender. Schließlich ist nicht das Genre an sich verkehrt, nur sind gute Ideen rar und Plagiieren gehört zum Handwerk, eine unheilvolle Kombination, die bereits mehrmals seiner Zunft den Todesstoß gab Anstatt jetzt aber deprimiert über banale Pausenfüller dieser Konfektionsware zu lästern, sollte man sich eher in der Videothek seines Vertrauens die wesentlich sehenswerteren Thriller M.A.R.K.13 und Leviathan anschauen und sich vor Virenbefall schützen.