Deutschland/F 1998 · 103 min. · FSK: ab 12 Regie: Ottokar Runze Drehbuch: Rebecca Hughes, Ursula Grützmacher-Tabori, Ottokar Runze Kamera: Michael Epp Darsteller: Nina Hoss, Meret Becker, Christian Nickel, Sylvester Groth u.a. |
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Der Vulkan – 1939 schrieb der Schriftsteller Klaus Mann seinen besten – in Teilen autobiographischen – Roman: Der Vulkan ist ein engagiertes, spannendes, in seiner vernetzten Struktur stilistisch anspruchsvolles Portrait der jüngeren Emigrantengeneration. Zugleich ist das Buch auch ein Plädoyer für Outsider der bürgerlichen Gesellschaft: Seine Helden sind Kommunisten, Homosexuelle und Drogensüchtige, extrem Lebende jeder Couleur, die noch heute als Schrecken jeder braven Abendgesellschaft taugen würden.
Nun hat – passend zum Jubiläum von Klaus Manns 50. Todestag – Ottokar Runze dieses wilde Buch verfilmt. Und was macht er: Ein staubtrockenes, biederes, unnötig kompliziertes, verschmocktes Fernsehspiel, das niemanden hinter dem Ofen hervorholt. Überall rieselt der Kalk, man fühlt sich in die schlimmsten Stunden des Schulfunks versetzt. Hölzern klappert die Gesinnungsmaschine, denn immerhin an guten Absichten fehlt es Runze nicht. Das bleibt aber auch alles, denn sein Film bebildert ausgerechnet das Schwächste an Klaus Manns Buch: Seine manchmal unerträglich pathetischen Dialoge.
Nicht Kürzungen und Veränderungen der Geschichte sind das Problem – so etwas gehört zur künstlerischen Freiheit, und ist zumal in Literaturverfilmungen unerläßlich. Aber Runze begeht die größte Sünde: Er langweilt sein Publikum. Einzig Nina Hoss in der Rolle der Hauptfigur Marion von Kammer sticht aus dem »Brei« heraus, ihr Pech, dass man ihr keine besseren Rollen anbietet, als dieses alzu saubere Abziehbild.
Das Drama der Emigration wird zu keiner Sekunde spürbar. Nichts wühlt auf, nichts empört. Wenn Derartiges die einzige Alternative zu all den flachen deutschen Liebeskomödchen sein soll, dann gute Nacht deutsches Kino!