Deutschland 2018 · 97 min. · FSK: ab 0 Regie: Hanno Olderdissen Drehbuch: Caroline Hecht Kamera: Benjamin Dernbecher Darsteller: Jule Hermann, Jasmin Gerat, Benjamin Sadler, Maren Kroymann, Nadeshda Brennicke u.a. |
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Hallo, da sind wir wieder! |
Also mal ganz ehrlich: Wer Wendy – Der Film gesehen hat, muss nicht unbedingt Wendy 2 – Freundschaft für immer sehen. Aber wer Wendy 1 gemocht hat, ist auch bei Wendy 2 gut aufgehoben. So wie viel andere im ersten Teil gut aufgehoben waren – immerhin ist Wendy 1 mit 610.924 Zuschauern (Stand 20. Juli 2017) der dritterfolgreichste deutsche Film des letzten Jahres. Ich meine das auch keinesfalls ironisch. Wendy 1 ist ein guter Pferdefilm und nicht nur schauspielerisch um Klassen besser als Katia von Garniers Ostwind-Franchise. Das liegt vor allem an der Hauptdarstellerin Jule Hermann, die ja auch in Timm Thaler brillierte und den eigentlichen Hauptdarsteller des Films, Arved Friese, locker an die Wand spielte. Aber wie in jedem Pferderennen, beim Dressurreiten oder wie das in Wendy immer wieder thematisierte Springreiten, gibt es auch beim Film drei Medaillen, deren goldene in der gegenwärtigen Pferdefilmkonkurrenz weiterhin von Bibi & Tina unangefochten verteidigt wird.
Und das liegt nicht nur an dem ungewöhnlich abgründigen Humor, den Buck seinen Figuren immer wieder anverliehen hat, sondern auch ein wenig an der Faulheit, die sich die Macher von Wendy 2 – Freundschaft für immer erlauben, denn bisweilen glaubt man wirklich, gleich noch einmal im ersten Teil zu sitzen. Wieder sind wir auf dem ein wenig verlotterten Hof von Wendys Oma Herta (Maren Kroymann). Ihre Eltern Heike (Jasmin Gerat) und Gunnar (Benjamin Sadler) leben inzwischen auch auf Rosenborg und wie wir alle wissen, hat Wendy ihr Reittrauma überwunden, weshalb sie nun locker über die Wiesen reitet und ihre altbekannten Freude trifft. Doch wie im ersten Teil, so ist es auch im zweiten: Rosenberg geht es finanziell mal wieder schlecht und wieder ist es die böse Konkurrenz von nebenan, Ulrike (Nadeshda Brennicke), die Chefin des großen und modernen Reiterhofs St. Georg, die sich den Hippi-Kontrahenten aus Rosenborg endlich entledigen will. Auch Traumata gibt es wieder zu bewältigen. Dieses Mal jedoch das eines Pferdes, dem Wendy mit ihren Traumabewältigungserfahrungen aus dem ersten Teil zur Seite stehen darf. Und nicht zuletzt darf das obligatorische Rennen am Ende nicht fehlen, das wie eh und je kathartische Wirkung hat.
Auch Wendy 2 lebt wie schon der erste Teil durch die überzeugende Leistung ihrer Hauptdarstellerin und die im deutschen Kinderfilm ungewöhnlich und konsequente Darstellung des Bösen durch Nadeshda Brennicke. Hier wird mal nicht das Diabolische – so wie in Timm Thaler – verblödelt, sondern sogar das Auseinanderbrechen einer Mutter-Tochterbeziehung riskiert. Ein Risiko, das auch schon im ersten Teil belohnt wurde und für einige andere Nachlässigkeiten wie die üblichen Elternschablonen und die weiterhin wie Bibi & Tina-Raubkopien daherkommenden Songeinlagen, entschädigt. Doch ganz an die Klasse des ersten Teils mag Wendy 2 dann doch nicht heranreichen, dafür ist der schale Geschmack einer schnöden, wieder aufgewärmten Tasse Kaffee einfach zu penetrant.