Widows – Erst die Ehe, dann das Vergnügen

Deutschland 1997 · 94 min. · FSK: ab 12
Regie: Sherry Hormann
Drehbuch:
Kamera: Hans-Günther Bückig
Darsteller: Ornella Muti, Katja Flint, Eva Mattes, Uwe Ochsenknecht u.a.
Drei Witwen in spe

Die Beset­zungs­liste spiegelt schon das ganze Dillemma wieder: Die italie­ni­sche Diva, der neudeut­sche Para­de­go­ckel, die Faßbin­der­schü­lerin, die edel-unter­kühlte Fern­seh­schau­spie­lerin, der alte Thea­ter­mann. Tschul­di­gung, wie soll da was Stimmiges raus­kommen? Zusätz­lich kunst­ver­hin­dernd wirkt sich erstens das schwatz­hafte Drehbuch und zweitens die nach wie vor unbe­darfte Regis­seurin aus, die schon in Frauen sind was Wunder­bares und Irren ist männlich ihren Dilet­tan­tismus hinläng­lich unter Beweis gestellt hat. Verg­li­chen mit ihren müßigen letzten Arbeiten ist Widows zumindest eine kleine Stei­ge­rung: Die Darsteller tun dem Zuschauer zumindest nicht durchweg leid. Dennoch hat Corrinna Harfouch, wie man hört, schon nach wenigen Drehtagen das Feld für Katja Flint geräumt, weil’s ihr vers­tänd­li­cher­weise zu dumm wurde.

Anders als Frau Hormanns vorherige Filme sollte es wohl diesmal keine reine Komödie werden, obwohl sich die Geschichte Hera Lind und Ingrid Noll im Duett nicht anders hätten ausdenken können. Nicht nur Frau­en­tri­umph, sondern auch Frau­en­leid und Frau­en­schicksal soll vorkommen in Widows, wie und mit welcher Moti­va­tion, das schien nicht so wichtig gewesen zu sein. Drei Freun­dinnen stehen im Mittel­punkt: Maria (Ornella Muti) ist mit dem selbst­ver­liebten Konrad verhei­ratet und betrügt ihn, wann es nur möglich ist. Erich (Ochsenk­necht), der Mann von Molly (Eva Mattes), ist Alko­ho­liker und vernach­läßigt die Familie, und Elisabeth (Katja Flint) ist mit Charles (Martin Benrath) zusammen, der 25 Jahre älter ist und von ihr sehr geliebt und trotzdem nun zum ersten Mal betrogen wird. Die Regis­seurin webt diese Geschichten beliebig episo­disch inein­ander, Leitmotiv bleibt einzig der Tod, der hier mal wieder sowas wie Gedan­ken­schwere in die triviale Kost einbringen soll. Als die drei Freun­dinnen gemeinsam zu einer Beer­di­gung gehen, fängt Molly an, sich den Tod ihres Mannes auszu­malen, und verschickt schließ­lich Trau­er­briefe, in denen sie das Ableben Erichs den Freunden und Kollegen verkündet, was später als Gag abgetan wird. Jedoch will der Gedanke an urplötz­li­ches Witwentum bei allen drei Damen nicht mehr verschwinden. Konrad und Charles kommen schließ­lich um’s Leben, Erich kehrt geläutert zur Familie zurück.

Den Schau­spie­lern ist noch der geringste Vorwurf zu machen, sie werden im Stich gelassen von einer voll­kommen planlosen Hand­lungs­füh­rung, die bei jeder Szene genau­sogut oder -schlecht auch jeden x-belie­bigen anderen Weg einschlagen könnte. »Wie krieg ich die Zeit bis zum Abspann rum?« schien die große Frage von Sherry Hormann gewesen zu sein, und auch für den Zuschauer gibt es wenig mehr zu bedenken. Das Einzige, was mich aufge­wühlt hat, war, daß eine der Szenen mit der immer noch wunder­schönen Ornella Muti in der Münchner Jahn­straße gedreht wurde. Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich mich öfter in der Nach­bar­schaft herum­ge­trieben.