USA 1996 · 120 min. · FSK: ab 12 Regie: Baz Luhrmann Drehbuch: Craig Pearce, Baz Luhrmann Kamera: Donald McAlpine Darsteller: Leonardo DiCaprio, Claire Danes, Brian Dennehy, John Jeguizamo u.a. |
»Zwei Häuser in Verona, würdevoll
Wohin als Szene unser Spiel euch bannt,
Erwecken neuen Streit aus altem Groll,
Und Bürgerblut befleckt die Bürgerhand
Aus beider Feinde unheilvollem Schoß
Entspringt ein Liebespaar, unsternbedroht
Und es begräbt ein jämmerliches Los
Der Väter langehegten Streit ihr Tod.«
(William Shakespeare)
Es ist heiß in Verona Beach, der lateinamerikanischen Küstenmetropole, in die Regisseur Baz Luhrmann seine Adaption des Shakespeare Klassikers verlegt hat. Und heiß ist nicht nur das Wetter, sondern auch die Gemüter dieser Stadt; denn zwei große Mafiosi-Clans -die Montagues und die Capulets- liegen seit Jahren im Clinch. Und während die Bosse und ihre Lakaien sich Haß und blutige Duelle liefern, müssen sich -Shakespeare hat es so gewollt- der Montague Stammhalter Romeo und die Capulet Tochter Julia unsterblich ineinander verlieben.
»My only Love sprung from my only hate...« (Julia)
Die Geschichte ist bekannt und doch gelingt es Luhrmann eine neue Version des 400 Jahre alten Stoffes abzuliefern, indem er seine Hauptfiguren mitten in ein Mafia-Epos des 20. Jahrhunderts setzt, sie jedoch die Shakespeare'schen Originaltexte sprechen läßt. Und so greifen hier Bilder des modernen Pop-Kinos mit Texten des romantischen Dramas von 1595 ineinander, eine Mischung, die anfangs verwirrt, bald jedoch fasziniert und das Publikum nach zwei Stunden schließlich in eine scheinbar unwirkliche Welt entläßt, die sich noch nicht mal anständig reimt!
»Wer bist du, der du, von der Nacht beschirmt, dich drängst in meines Herzen Rat?« (Julia)
»Der Tod, der deines Odems Balsam sog, hat über deine Schönheit nichts vermocht.« (Romeo)
Die Darsteller im Film kommen mit den Schwierigkeiten des Textes wunderbar zurecht und über eine ganze Reihe ausgezeichnet besetzter Nebenrollen landet man schließlich bei Leonardo -Romeo- DiCaprio und Claire -Julia- Danes. Letztere zeigt, daß sie an Ausstrahlung und Lebendigkeit, an Schönheit und Schauspiel mehr drauf hat, als Betty und ihre Schwestern oder Ein amerikanischer Quilt und DiCaprio spielt sich einmal mehr in die Riege der begabtesten Jungschauspieler.
Ob Shakespeare wirklich seine Freude daran hätte, soll hier nicht beantwortet werden, ich jedenfalls hatte sie.