USA 2003 · 115 min. · FSK: ab 0 Regie: Donald Petrie Drehbuch: Kristen Buckley, Brian Regan, Burr Steers Kamera: John Bailey Darsteller: Kate Hudson, Matthew McConaughey, Kathryn Hahn, Annie Parisse u.a. |
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Miss Hudson und Mr. McConaughey |
Sehr geehrte Damen und Herren. Bringen sie ihre Sitze in eine aufrechte Position, stellen sie das Rauchen ein. Penny Lane ist wieder da. Dabei erkennt man sie am Anfang kaum wieder. Kate Hudson, Cameron Crowes Muse aus Almost Famous, die noch jedem Möchtegernrockstar den Kopf verdreht hat, spielt in Donald Petries Film How to Lose a Guy in 10 Days die Journalistin Andie Anderson. Wobei Journalistin zuviel gesagt wäre. Sie ist die Frau für die Lebenshilfe, die »How to...«-Kolumne. Die den bedürftigen Leserinnen ihres Hochglanzmagazins über die Notlagen des Alltags hinweghilft. »How to love your legs«. Wie man Gewicht verliert. Wie man die Nerven behält. Wie man die Oberflächlichkeiten des Lebens übersteht. Wie man sich im Chaos dieser Welt an die Unverfänglichkeiten zu klammern lernt.
Andie glaubt sich zu Höherem geboren, will über Politik, Religion, die Armut in der Welt schreiben. Ihre Ambition ist ihre Achillesferse und bringt den Stein, der ihr Leben verändern wird, ins Rollen. Der Artikel zu »How to loose a guy in ten days« soll sie befreien aus den Fängen der New-Age erfahrenen Make-Up-Mumie, die ihre Chefin ist. Wobei das Thema wörtlich zu verstehen ist. Sie will all die Fehler machen, die noch den gutmütigsten Trottel dazu zwingen, sie aus der Wohnung zu schmeißen. Diesen einen Text mit Klatsch und Tratsch noch und sie kann schreiben, worüber sie will. Glaubt sie.
Deshalb sucht sie sich ein Opfer, das sie verzaubern und dann verlieren kann. Der Film kann sich auf sein Drehbuch verlassen, das alle Wendungen enthält und die Charaktere bis an die Grenzen des Vorstellbaren führt, ohne sie irgendwo im Nichts zu verlieren. Es setzt Andie Ben gegenüber, einen Werbemann, gutaussehend, geschliffen. Er will die neue Kampagne machen in seiner Werbeagentur. Das Thema ist »Diamanten«. Deshalb muss er in zehn Tagen seinem Chef und seinen intriganten Kolleginnen beweisen, das er die Frauen versteht, sie verliebt machen kann. Diamonds are a girls best friend. So entsteht die unmöglichste Paarung, die man sich denken kann.
Andie ist gut in ihrem Job. In den letzten Sekunden eines Knicks-Spiels schickt sie Ben eine Cola holen, so dass er den entscheidenden Wurf verpasst. Nur um festzustellen, das er keine Diet-Coke gebracht hat. Sie sprengt den Pokerabend, wo die »Jungs« unter sich sein wollten, beim ersten Date macht sie bereits Anstalten, einzuziehen. Sie verteilt rosa Plüschbärchen überall im Raum, kreiert ein virtuelles Photoalbum, in dem sich der Auserwählte dank Photoshop schon mal die Bilder der möglichen Kinder vom letzten Urlaub in der Schweiz anschauen kann.
Und bei all der Komik trägt sich so ein Moment der Verzweiflung in den Film. Bens »Liebe« ist Ausdruck einer strengen Disziplin, hat mit Sport mehr zu tun als mit Gefühlen. Ein Lehrstück über das Durchhalten. Er und seine Kollegen picken beim Meeting in einem Club das »Opfer« seines Versuches zufällig heraus. Und in einer Welt, in der alles möglich ist, kann auch alles möglich gemacht werden. Vielleicht sogar die Liebe. Man braucht nur den Willen dazu. It´s not what you´re looking at it´s just how you look at it.
Natürlich wird die Liebe zwischen Ben und Andie real. Er bringt sie zu seiner Familie und im Kontext werden die Menschen zu mehr, zu etwas Besonderem. Genau wie man sich fragen konnte, ob der Filmstar Anna Scott sich in Notting Hill in William Thacker verliebt oder ob es doch die familiäre Geborgenheit auf der Geburtstagsfeier war, die den Ausschlag gab. Der Diskurs des »Authentischen« trägt sich in den Film. Die Eltern, die Geschwister als Hort der Ehrlichkeit, der Wahrhaftigkeit. Wo sich die Beliebigkeit eines Gesichtes mit einer Geschichte, einer Herkunft verbindet.
Andie bleibt außerhalb dieser Beziehungen. Kate Hudsons Gesicht schwebt als singulärer Moment über die Leinwand, eine Schönheit, die keine Herkunft kennt. Selbst dann, wenn sie fast zu weinen beginnt, glänzt der Heiligenschein aus blonden Locken um ihren Kopf, das Bild von Mal zu Mal weichgezeichnet. Hold me closer tiny dancer.