USA 2011 · 116 min. · FSK: ab 16 Regie: Jonathan Liebesman Drehbuch: Chris Bertolini Kamera: Lukas Ettlin Darsteller: Aaron Eckhart, Ramon Rodriguez, Cory Hardrict, Gino Anthony Pesi, Ne-Yo u.a. |
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…aber die Menschen lassen sich das nicht gefallen |
Am 25. Februar 1942 beobachteten 100.000 Menschen »etwas über Los Angeles«. 1400 Luftabwehrgeschosse wurden abgefeuert – ohne Erfolg. Das US-Militär vertuschte die Angelegenheit. Ebenso wie die fliegenden Untertassen über Arizona 1948, die Landungen in Buenos Aires 1965, die abgeschossene 747 über Korea 1983, die Landung in London 1991. Man schob das alles »den Russen« oder »Gaddafi« in die Schuhe. Aber manche Warnungen können nicht länger ignoriert werden. Wir ahnten es immer: Da ist mehr und sie sind schon lange unter uns.
Mit einem kleinen erfrischenden Meteoritenschauer beginnt dieser ganz normale Frühlingsmorgen über Los Angeles, doch bald ist klar: Nicht nur für die Gruppe von gut gelaunt am Strand joggenden US-Marines wird es ein anstrengender Apriltag werden: Aliens landen in »fliegenden Untertassen« gleichzeitig an 14 Orten in der Welt, und sie sehen nicht nur aus wie riesenhafte Kakerlaken aus Metall, sie benehmen sich auch recht hässlich. »Wenn man ein Gebiet annektiert, um seine Ressourcen auszubeuten, muss man die einheimische Bevölkerung ausrotten.« erklärt der Nachrichtensprecher fassungslos. Und: »Jetzt gerade werden wir kolonisiert.«
Jonathan Liebesmans Film World Invasion: Battle Of Los Angeles erinnert an einen Weltuntergangsfilm aus den 50er Jahren: Es wird nicht lang gefackelt, die Aliens haben auch keine netten Seiten, sie wollen die Menschen vernichten, und die lassen sich das nicht gefallen. Ein gradliniger, kompromissloser Film, der den Mut hat Moralfragen und Differenzierungen zu ignorieren. Hier geht es nicht um Differenzierung und Psychologie, das ist Stärke wie Schwäche dieses Films, der nicht mehr sein möchte, als die gute alte Kinogeschichte von richtig Bösen, das das Gute ernsthaft bedroht, und ihm am Ende doch unterliegt, einmal mehr zu erzählen – auf dem Stand der Technik der Gegenwart.
Die Figuren sind ohne Frage so dumm und so selbstgerecht und ohne Fehl und Tadel wie Amerikaner in 9 von 10 Hollywoodfilmen – man kann das eigentlich nicht mehr ertragen, aber man hat auch schon gelernt, wegzuhören und zu ignorieren. Natürlich gibt es hier niedliche Kinder und alleinstehende, hilfebedürftige Frauen. Selbstverständlich gibt es einen andauernden Grundton von »US-Marine-Propaganda«. Zugleich sie dies Soldaten, die nie fluchen, denen kein »Fuck« über die Lippen kommt, und die es daher schaffen, ganze Alien-Legionen auszurotten, ohne ein amerikanisches R-Rating zu bekommen. Trotzdem besteht der Dialog hauptsächlich aus Schreien und Rufen wie »Oh mein Gott!«, »Sie kommen!«, »Pass auf!«, »Hinter Dir!«, »Beweg Dich!«, »Feuer!«.
Natürlich ist das unendlich primitiv und dumm und unangenehm, und natürlich muss man diesen Film nicht gesehen haben, kann man ihn nicht guten Gewissens empfehlen – aber man spielt auch kein Ballerspiel, guckt auch keine TV-Soap, wenn man Tiefsinn und Ideologiefreiheit erwartet.
Als Kino-Fastfood ohne geistigen Nährwert hat dieser Film mehr zu bieten, als vieles, was sonst ins Kino kommt: Mit Aaron Eckart und Michelle Rodriguez zwei Hauptdarsteller, die jeder kennt, ohne dass sie sich richtig eingeprägt hätten, Spezialeffekte, die an Filme wie Independence Day und Deep Impact erinnern, und diese weit in den Schatten stellen: L.A. sieht hier aus wie Berlin im April 1945, ein Schlachtfeld voller Krater und Ruinen.
World Invasion: Battle Of Los Angeles ist ohne Frage ein anstrengender Film, denn er gönnt dem Zuschauer keine Ruhe, keine entspannenden Momente – von der ersten Minute ist dies Hochdruckkino, dominiert von einer unruhigen Wackelhandkamera, die Authentizität signalisieren soll und dem Zuschauer das Gefühl gibt, man sei »mitten drin«. So erinnert der Film auch an Werke wie Cloverfield, oder an Blackhawk Down – wie der letztgenannte ist dies eher ein Kriegsfilm mit Aliens als ein Science-Fiction – und leider keine Sekunde lang so ironisch over-the-top, wie Starship Troopers.
Natürlich ist auch so ein Film ein kulturelles Symptom: Dies ist eine schräge Fantasie über den kulturellen Niedergang, über ein Imperium, dessen Feind bereits den ersten Verteidigungsring eingenommen hat. Die Ästhetik eines Computerballerspiels prägt einen Film, dessen Charme darin liegt, dass er alles in allem kein bisschen mehr sein will, als das, was er ist.