22.08.2013
Cinema Moralia – Folge 69

Über die Hart­nä­ckig­keut gewisser Geister

Master of the Universe
Hat in Locarno gewonnen: Marc Bauders Dokumentarfilm Master of the Universe
(Foto: Arsenal Filmverleih GmbH)

Fundstücke der Filmkritik – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 69. Folge

Von Rüdiger Suchsland

»Dass man über ein paar hundert Millionen in der Kultur sich jahrelang streitet, aber hundert oder zwei­hun­dert Milli­arden über ein Wochen­ende – das geht. Das ist schon irgendwie faszi­nie­rend.« Der Ex-Invest­ment­banker Rainer Voss in Marc Bauders Doku­men­tar­film Master of the Universe

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Die an diesem Ort vor ein paar Wochen veröf­fent­lichte persön­liche Filmliste hat vers­tänd­li­cher­weise Reak­tionen provo­ziert. Neben netten und weniger netten war eine der ange­nehmsten der Hinweis darauf, dass die Tugend der notge­drungen will­kür­li­chen Filmliste bereits von keiner Gerin­geren gepflegt wurde als von Frida Grafe.

Deren Liste persön­li­cher Lieb­lings­filme umfasste ebenfalls genau 30. Sie wird derzeit im Berliner Arsenal in einer losen Reihe gezeigt. Die Filme der Liste sind folgende:
Ihre Majestät, die Liebe Joe May D 1931 102»; Canyon Passage Jacques Tourneur USA 1946 OF 92›; U samogo sinjego morja Boris Barnet UdSSR 1936 OmE 71‘; Waga Koi Wa Moenu (Die Flammen meiner Liebe) Kenji Mizoguchi Japan 1949 OmE und OmF 96‘; House by the River Fritz Lang USA 1950 OF 88‹; Maine-Ocean Jacques Rozier F 1986 OmE 130«; D.O.A. Rudolph Maté USA 1950 OF 77»; La Région centrale Michael Snow Kanada 1971 ohne Dialog 191‘; Avanti, Avanti! Billy Wilder USA 1972 OF 140‘; It«s a Gift Norman Z. McLeod USA 1934; The Merry Widow Ernst Lubitsch USA 1934; The Lady In the Dark Mitchell Leisen USA 1946; Rio Grande John Ford USA 1950; Summer Stock Charles Walters USA 1950; Gentlemen Prefer Blondes Howard Hawks USA 1953; Ordet Carl Theodor Dreyer Dänemark 1957; Spätherbst Yasujiro Ozu Japan 1960; The Little Shop of Horrors Roger Corman USA 1960; The Honeypot Joseph L. Mankie­wicz USA 1967; The Strong Man Frank Capra USA 1926; Boudu sauvé des eaux Jean Renoir Frank­reich 1932; Angele Marcel Pagnol Frank­reich 1934; Désiré Sacha Guitry Frank­reich 1937; The Saga of Anathahan Joseph von Sternberg Japan 1953; Viaggio in Italia Roberto Rossel­lini Italien/Frank­reich 1953; The Bellboy Jerry Lewis USA 1960; Une femme est une femme Jean-Luc Godard Frank­reich 1961; Anatomie d’un rapport Luc Moullet Frank­reich 1976; News from Home Chantal Akerman Frank­reich/Belgien/West-Deutsch­land 1976

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In den letzten Monaten sind inzwi­schen auf der Seite michael­al­then.de nahezu alle Zeitungs-Texte des 2011 verstor­benen Michael Althen zugäng­lich gemacht worden. Die Seite lohnt den Besuch aus allen denkbaren Gründen. Ein schönes Beispiel ist eine zufällig gefundene Miniatur über einen anderen Münchner Kritiker, an den sich leider weniger Leute erinnern, als an Michael: Gunter Groll, unter anderem Lehrer der glück­li­cher­weise immer noch bei der AZ aktiven Ponkie. Über Frida Grafe hat Michael natürlich auch geschrieben.

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Film­fes­ti­vals machen unter- und gegen­ein­ander harte Politik. Diesen Sommer haben sich nun zwei Feinde des altehr­wür­digen Festivals von Locarno mitein­ander verbündet: Das neureiche und recht unsym­pa­thi­sche Zürich Film Festival, das vor allem viel Geld hat, und das Inter­na­tional Film Festival von San Sebastián begrün­deten eine Koope­ra­tion. Da beide praktisch zeit­gleich statt­finden, arbeiten sie ab diesem Jahr zusammen. Zürich wird ein »San Sebastián Window« öffnen, in dem Werke aus dem dortigen Wett­be­werbs­pro­gramm laufen. Vor allem aber dürfte man sich Kosten für Flüge von ameri­ka­ni­schen Star­gästen teilen. Gespannt warten wir darauf, was wohl die Schweizer Film­för­derer dazu sagen, dass die Züricher daran mitwirken, dem Schweizer A-Festival das Wasser abzu­graben. San Sebastián bleibt der lachende Dritte.

(To be continued)

Unter dem Titel »Cinema Moralia« sind hier in loser Folge Notizen zum Kino zu finden, aktuelle Beob­ach­tungen, Kurz­kri­tiken, Klatsch und Film­po­litik, sowie Hinweise. Eine Art Tagebuch eines Kino­ge­hers.